Neue Schule - neues Glück
Wenn es eng wird im eigenen Haus, weil die Familie wächst, ist es Zeit für einen Wohnungswechsel. Besteht gar die Möglichkeit für einen Neubau, umso besser, lassen sich doch so...
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In der Montessori Pädagogik hat der Raum, in dem das Kind die entscheidenden Schritte seines seelischen und geistigen Wachstums vollzieht, eine besondere Bedeutung. Bewegung spielt in diesen Räumen eine elementare Rolle.
„Wenn der Mensch sich ohne ausreichende, praktische Betätigung entwickelt, lebt er unter schlechteren Bedingungen als ein Blinder oder Tauber, denn das Fehlen eines Sinnes kann durch vermehrte Ausbildung eines anderen Sinnes kompensiert werden. Das Fehlen von Bewegung hingegen ist nicht ersetzbar, da es elementar ist." (Maria Montessori 1932)
Bewegung macht Spaß und wird oft von wichtigen und vielfältigen Erfahrungen begleitet, etwa weil dadurch Grenzen ausgetestet werden, weil man verschiedenste Varianten der Bewegung entdeckt, weil ein guter Freund dabei ist, weil man zusammen lacht oder etwas Neues ausprobiert.
Kinder erobern sich die Welt größtenteils über Bewegung. Sie erforschen und entdecken dadurch ihre Umwelt und bauen mehr und mehr ihre geistigen Fähigkeiten, also ihre Intelligenz, auf und aus. Deshalb ist es so wichtig, dass Kinder sich sowohl in Räumen, als auch im Freien möglichst viel und oft bewegen dürfen. Dabei liegt die Befriedigung im Tun selbst und nicht im Erreichen eines von außen vorgegebenem Ziel.
Maria Montessori erkannte auf Grund ihrer herausragenden Beobachtungsgabe den engen Zusammenhang zwischen Bewegung und geistiger Entwicklung. Neueste Forschungsergebnisse, aus der Lern- und Entwicklungspsychologie belegen und bestätigen ihre Ansicht.
Die Montessori Schule in Freising ist eine Ganztagsschule von der 1. bis zur 10. Klasse. Ziel ist es Kinder zu selbstständigen und selbstbewussten Persönlichkeiten zu bilden, die im Team arbeiten und Verantwortung für sich selbst und andere übernehmen. Die Kinder werden individuell unterstützt, um geeignete Perspektiven für ihr weiteres Leben zu finden.
Neubau der Schule
2015 zog die Schule nach fünfjähriger Planung in einen Neubau am südlichen Stadtrand um. Die alte Schule musste einer Wohnbebauung weichen. Der Neubau liegt zwischen Einfamilienhäusern und einer stark befahrenen Straße. Der winkelförmige Schulbau mit Sporthalle schützt den Pausenhof vor Lärm. Der neue Schulhof blieb jedoch weit hinter den Angeboten des alten Schulhofes zurück. Ein Grund dafür ist die Lage der Schule in einem Überschwemmungsgebiet. Die erforderlichen Sickergruben verschlangen einen großen Teil des Budgets und wurden mit großzügigen Kiesflächen überdeckt. Gegenüber dem alten Schulhof fehlten auch Bewegungsangebote und Kommunikationsnischen für die 400 Kinder, die in den Pausen und teils auch im Unterricht den Schulhof intensiv nutzen. So bildete sich umgehend nach dem Umzug der Schule eine Arbeitsgemeinschaft, die ein umfangreiches Konzept für den Schulhof erarbeitete, um sowohl die konkreten Vorstellungen und Wünsche von Eltern und Lehrern, als auch die Anforderungen der Montessori Pädagogik umzusetzen.
Ziel der Arbeitsgemeinschaft war es, das Potential des Schulhofes, der bei seiner Errichtung deutlich unter seinen Möglichkeiten geblieben war, trotz begrenzter Flächen auszuschöpfen und mit den gegebenen Verhältnissen unter Kosten-Nutzen-Aspekten den Schulhof nachträglich zu optimieren. Die Nutzung des Schulhofs als Teil der kosmischen Erziehung sollte auch durch die Pflanzung von Obstbäumen und die Anlage von Hochbeeten deutlich verbessert werden und den von Maria Montessori geforderten Einblick in die Phänomene der Natur ermöglichen.
Zur Finanzierung der Kletteranlage konnte ein Sponsor gefunden werden. Landschaftsarchitektin Carla Jaekel entwickelte eine kreisförmige Kletter-Balancier-Anlage, die in Form und Farben vom Logo der Schule inspiriert ist und einen hohen Aufforderungscharakter besitzt. Sie bildet den Mittelpunkt des nördlichen Schulhofgeländes und wurde von der Firma SIK-Holz aus resistenten und natürlich gewachsenen Robinienhölzern, kombiniert mit raffinierten Seilverbindungen, gebaut.
Unterschiedliche Bewegungen, wie Laufen auf einer schrägen Ebene, Hangeln, Klettern, Balancieren, Rutschen, einfach nur auf einem Balken sitzen und andere beobachten oder gemütlich Chillen im Liegen oder Sitzen im großen Flächennetz sind nur einige Nutzungsmöglichkeiten. Besonders reizvoll ist der zentrale Ausguck im Zentrum der Anlage. Er ist der höchste Punkt. Die kleine Standfläche bietet nur ca. zwei Kindern Platz. Ihn zu erobern kann im Spiel einer Bergbesteigung gleichen.
Vor den Sommerferien 2016 halfen Eltern und Kinder, die Fläche für den Aufbau des großen Klettergerüstet vorzubereiten. Mühsam musste mit Schaufel und Schubkarren zuerst der bestehende Fallschutzkies entfernt werden. Nach den Sommerferien war die Freude groß, als die Kinder die Kletter-Balancier-Anlage in Besitz nehmen durften. Zuerst vorsichtig, dann mit jedem Tag waghalsiger. Auf der Kletteranlage wird bald Fangen gespielt, und dabei durch mutige Sprünge zwischen den Balancierelementen versucht, dem Fänger zu entkommen. Wenn der gefährliche „Super-Jump“ misslingt, landet man relativ weich im Kies und klettert wieder nach oben. Die verschiedenen Bewegungen bringen den Kindern viel Spaß, sie erfinden immer neue Spiele und verhandeln über die Spielregeln. Die Lehrer freuen sich nach der Pause über Kinder, die sich durch die Bewegung auch entspannt und erholt haben und sich so wieder gut auf den Unterrichtsstoff konzentrieren können.
Der südliche Teil des Schulhofes wird dominiert von einer großen Freifläche. Hier wurde dem dringenden Wunsch nach einem Bolzplatz Rechnung getragen, der von den Schülern der Grund- und Mittelstufe gewünscht war. Die Fläche kann auch im Rahmen des Sportunterrichts an frischer Luft genutzt werden.
Einige gespendete Obstbäume wurden von Kindern und Eltern gepflanzt. Mit den im Westen errichteten Hochbeeten bilden sie die Grundlage des eingangs beschriebenen, pädagogischen Konzepts, Natur- und Bewegungsräume miteinander zu verbinden und erfahrbar zu machen. Der Schulhof lässt aber noch Raum für neue Ideen, Anpassungen und Veränderungen, denn die Freiheit zum Neu- und Umgestalten des schulischen Lebensraumes ermöglicht es den Kindern und Jugendlichen, zusammen kreativ zu werden.
Schulhofkonzept - Montessori Schule Freising
Die Wünsche und Vorstellungen der Kinder, Pädagogen und Eltern:
Bewegungselemente:
Möglichkeiten zum Klettern, Balancieren und Wippen, Fläche zum freien Toben und Spielen, Bolzplatz, bespielbarer Strauchhügel
Wohlfühlelemente:
Rückzugsmöglichkeiten hinter Hecken und Nischen, Sitzmöglichkeiten, Sonnensegel
Kreative Elemente.
Sandspielplatz, Wasserpumpe, Bauecke
Pädagogische Elemente:
Hochbeete, Obstbäume
die Garten-AG des Montessori Landkreis Freising e.V.:
Cristine Siwy, Carla Jaekel, Korinna Stadie, Waltraut Hampe, Elisabeth Wiedenhofer, Daniela Holzmann, Martina Flotzinger, Johann Schmid