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Internationales Fachmagazin für Spiel-, Sport- und Freizeitanlagen

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17.02.2021 - Ausgabe: 1/2021

Mehr als frische Luft und Bewegung – Die Stadtschule Travemünde hat neue Spielgeräte

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© Berliner Seilfabrik GmbH & Co.

„Wir suchen Schätze, finden und bewahren diese.“ Dieser Leitsatz steht im Zentrum des pädagogischen Konzepts der Stadtschule Travemünde in Lübeck, welches von der Idee geprägt ist, dass jeder Schüler und jede Schülerin ein Talent birgt, einen Schatz in sich trägt, der erforscht und gefördert werden muss. Die Lübecker Grundschule, die sich an Schüler der Jahrgangsstufen eins bis vier richtet, möchte ihre Schüler*innen so begleiten, unterstützen, fördern und fordern, dass sich diese zu selbstständigen Lerner*innen und kritischen Denker*innen entwickeln. Dabei setzt die Schule nicht nur auf Qualität während, sondern auch außerhalb des Unterrichts. 

„Die Kinder in unserer Zeit sind den Großteil ihrer wachen Zeit im schulischen Kontext. Hierbei ist nicht immer die tatsächlich messbare Zeitangabe in Minuten und Stunden zutreffend – auch wenn das in Travemünde bei über 50% der Schülerschaft auch zutrifft“, erklärt Michael Cordes, Rektor der Stadtschule Travemünde. „Vielmehr geht es um das Konzentrationsvermögen, die Energie und die Anstrengung, die die Kinder im Laufe eines Tages leisten. Hiervon leisten alle Kinder den Großteil in der Schule. Aus diesem Grund ist Schule heute mehr denn je auch ein wichtiger Lebensraum, den es verantwortungsvoll zu gestalten gilt.“ 

Dieser Gedanke spiegelt sich auch in der Umgestaltung des Schulhofes wider, der zukünftig Spielhof, Lernhof, Turnhof, Veranstaltungshof und attraktiver Offline-Treffpunkt sein soll. 

Im Bereich der Spielgeräte hat man sich für eine Kombination aus einem über sieben Meter hohen Spiel- und Kletterturm mit Rutsche und einem Baumhaus Trii aus dem Hause der Berliner Seilfabrik entschieden. Zusätzlich sind die beiden Spielgeräte mit den Anbauelementen einer Rutschstange sowie dem sich drehenden Spielpunkt Duck Jibe ausgestattet, auf der eine Figur aus dem Surfen nachempfunden werden kann. Damit wird den Schüler*innen eine große Bandbreite unterschiedlichster Bewegungsformen wie Klettern, Rutschen, Hangeln, Springen oder Drehen angeboten. 

Highlight des Kletterturmes ist ein dreidimensionales Kletternetz aus Seilen, das im Innern eines Außengerüstes aus Stahl aufgespannt ist. Da Raumnetze genug Platz für viele Kinder gleichzeitig bieten, eignen sie sich perfekt für Schulhöfe. Nebenbei fördert das gemeinsame Spielen im Raumnetz das Sozialverhalten der Schüler, indem es zwangsläufig zu Interaktionen kommt. Das Klettern im dreidimensionalen Raum schult zudem in besonderem Maße die psychomotorischen Fähigkeiten und das dreidimensionale Vorstellungsvermögen der Kinder, welches sich u.a. positiv auf den Mathematikunterricht auswirkt. So werden auf neuronaler Ebene die gleichen Verschaltungsmuster im Hirn angeregt, welche auch für dreidimensionales Rechnen benötigt werden. 

„Bei der Umgestaltung des Schulhofes ging es uns um mehr als frische Luft und Bewegung“, sagt Michael Cordes. „Es war uns wichtig, dass es Räume gibt, die objektiv ein geringes Gefahrenpotenzial bergen, in denen Schüler*innen über das Spielen jedoch ein subjektives Empfinden von Gefahr ermöglicht wird, um etwas über die eigene Kompetenz und die eigene Risikoeinschätzung zu erfahren. Das hilft mit den Höhen und Tiefen des Lebens klarzukommen, weil wir uns im riskanten Spiel an unsere Ängste und den Umgang damit gewöhnen.“ 

Forschungen in diesem Bereich legen nahe, dass riskantes Spiel sogar vor Angststörungen schützen kann. So schreibt Gordon Burghardt von der University of Tennessee: „Wenn wir Kinder vor jeder erdenklichen Gefahr beschützen, werden sie weniger belastbar und wissen sich nicht selbst zu helfen.“ 

Ein Kletterturm wie der DNA Tower mit einem dreidimensionalen Kletternetz bietet den perfekten Raum, um in einer sicheren Umgebung Erfahrungen über die eigene Risikoeinschätzung zu machen. „Dieser DNA Tower ist etwas über sieben Meter hoch. Natürlich sieht das erstmal gefährlich aus, wenn man da von oben durch die Maschen schaut“, sagt Karl Köhler, geschäftsführender Gesellschafter beim Spielgerätehersteller Berliner Seilfabrik. „Genau dadurch wird für den Benutzer aber das Risiko sichtbar und er verhält sich bewusst vorsichtiger.“ 

Es handelt sich also um ein Paradoxon: Ein gefährlich aussehendes Spielgerät beeinflusst das Verhalten des Benutzers so, dass die Gefahr einer schwerwiegenden Verletzung eingedämmt wird. Da ein Kind beim Klettern im Raumnetz gezwungen ist immer mindestens drei Sicherungspunkte zu suchen, um vorwärts zu kommen, kann davon ausgegangen werden, dass das Sicherungsniveau höher ist als beispielsweise bei freiem Stehen auf einer Fläche. Darüber hinaus ist es durch die Einhaltung einer bestimmten Maschenweite nicht möglich, tiefer als 1,53 Meter zu fallen und das, obwohl man bis auf eine Höhe von über sechs Metern klettern kann, was bei den Kindern durchaus einiges an Mut erfordert. 

Das an den Kletterturm angeschlossene Trii-Häuschen kann entweder über die Wackelbrücke vom DNA Tower aus oder über ein Aufstiegsnetz erreicht werden. Während das Raumnetz und die Anbauelemente zu verschiedensten Bewegungsformen anregen, finden die Schüler im Trii Raum für Rollenspiele und Erholung. Es bietet einen Rückzugsort für die Kinder und bedient somit eine wichtige Anforderung, den die Schule in Lübeck an seinen neuen Pausenhof hat. 

Neben den zahlreichen Bewegungs- und Aufenthaltsmöglichkeiten, die auf unterschiedlichen Ebenen förderlich für die Kinder sind, war auch das Design ausschlaggebend für die Wahl der Geräte. „Wir wollten Spielgeräte, die im freien Spiel zu diversen kreativen Interpretationen einladen und haben bewusst auf eingrenzende Spielgeräte wie Piratenschiffe o.Ä., die dem Spielenden ob ihrer äußeren Form schon viele Auswahlmöglichkeiten nehmen, verzichtet“, sagt Michael Cordes. Die abstrakte Form des DNA Towers in Kombination mit dem Spielhaus Trii lässt genau diesen Raum für kreative Freiheit. Mal sind die Spielgeräte vielleicht eine Burg mit Brücke und Aussichtsturm, ein andermal vielleicht ein Piratenschiff oder ein Spaceshuttle. Entscheidend jedoch ist, dass die Kinder ihre eigene Spielidee entwickeln dürfen. 

Bei der Farbwahl, bestehend aus blauen und roten Rohren, silberfarbenem Seil sowie roten Fassadenelementen, fällt die enge Abstimmung mit dem dahinterliegenden Schulgebäude auf. Insbesondere die blaue Farbe der dickeren Rohre stellt eine optische Verbindung zum blauen Schulgebäude her. 

Den besten Beleg dafür, dass die Stadtschule Travemünde mit der Wahl ihrer Spielgeräte eine gute Entscheidung getroffen hat, erhält man bei einem Blick in die Gesichter der Schulkinder bei der Eröffnung: so sieht Begeisterung aus.


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