Neue Schule - neues Glück
Wenn es eng wird im eigenen Haus, weil die Familie wächst, ist es Zeit für einen Wohnungswechsel. Besteht gar die Möglichkeit für einen Neubau, umso besser, lassen sich doch so...
Internationales Fachmagazin für Spiel-, Sport- und Freizeitanlagen
Nur wenige Gehminuten von der Dornbirner Innenstadt entfernt liegt ein hölzernes Gebäude mitten in einem Wohngebiet. Im Hof des Gebäudes spielen Kinder auf einer großen Wiese Fangen, während ihre Klassenkameraden auf einer langen Bank aus Beton tuschelnd ihr Pausenbrot verspeisen. Auf einem Kletterturm ruft ein Junge seinen Freunden zu, die sich im dichten Gestrüpp verstecken. Wenige Schritte weiter, an einem befestigten Platz, sieht man durch die Glasfassade des Eingangsbereichs bis zur Straße, die den Namen Edlach trägt. Dort steht im langen Schatten der Bäume eine Gruppe von Schulkindern mit ihren schweren Schultaschen auf dem Rücken, und winken sich zur Verabschiedung zu. Ihre Eltern kennen diesen Ort vermutlich sehr gut – trotz der Veränderungen der letzten Jahre. Denn hier, wo viele Dornbirnerinnen und Dornbirner ihre ersten Erfahrungen mit der Schule machten, steht seit 2016 die neue Volksschule Edlach.
Eine neue Volksschule mit zeitgemäßen Konzepten
Im Rahmen des Schulraumkonzepts der Stadt Dornbirn wurde die alte, in den 1960er Jahren erbaute Schule nach neuen baulichen, ökologischen und pädagogischen Standards modernisiert – und dafür auch ausgezeichnet: Im Jahre 2017 ging der österreichische Staatspreis für Architektur und Nachhaltigkeit an die Volksschule Edlach und machte sie über Vorarlbergs Landesgrenzen hinweg bekannt. Für die Jury war die optimierte Energieeffizienz, die ökologische Bauweise, das pädagogische Konzept, das sich hinter der Gebäudearchitektur verbirgt, und der Umgang mit dem Freiraum entscheidende Kriterien.
Bereits im Zuge des Spiel- und Freiraumkonzepts der Stadt Dornbirn (2011) wurde hier ein neuer Wohngebietspark für den Stadtteil Edlach angedacht, der im Zuge des Neubaus der Schule auch eine komplette Umgestaltung der Außenbereiche vorsah.
Die Ausgangssituation
Die Situation vorher war alles andere als befriedigend. Die Spielgeräte befanden sich in einem desolaten Zustand, hochwertige Geländemodellierungen, raumbildende und naturnahe Elemente fehlten. Zentrales und alles-dominierende Flächenelement war ein über 1.000 m² großer asphaltierter Platz, der an ein Kasernengelände erinnerte. Als wirkliches Gestaltungselement des ehemaligen Schulhofes ist einzig ein älterer Baumbestand zu erwähnen. Dass ein aufgeschütteter Rodelhügel, obwohl er verloren und fremd wirkte, trotzdem von Kindern gerne genutzt wurde, bestätigte nur den Mangel an sonstigen Spielmöglichkeiten.
Neben dem Spielraum setzt sich das Gebiet aus Vorplatz, Schulhof, Parkplatz und weiteren, kleinteiligen Freiflächen zusammen. Diese einzelnen Bestandteile des Außenbereichs mit dem neuen Schulgebäude zu einem einheitlichen Ganzen zu verbinden und dabei eine attraktive Wegeverbindung zwischen der Innenstadt Dornbirns und dem Wohngebiet herzustellen, waren aus freiraumgestalterischer Sicht zentrale Zielsetzungen.
Im Austausch das Schulgelände gestalten
Damit alle Interessen in der Neugestaltung Berücksichtigung finden, gab es für Nutzer*innen, Nachbar*innen und Planende reichlich Gelegenheiten, sich über die Zukunft des Schulgeländes auszutauschen. So richtete sich die Volksschule im Vorfeld mit einem „Wunschkatalog“ an die Planenden. Darin äußerten sie konkrete Ansprüche an den neuen Freiraum mit Bedürfnissen, die dem Schulalltag entspringen.
Die Idee eines sogenannten „Bewegungshofes“ kam darin zum Vorschein, dieser verdeutlicht die Relevanz von Spiel- und Bewegungsräumen im nahen Umfeld der Schulkinder. Verschiedenste Spielgeräte sollen zwar ein vielseitiges Bewegungsangebot schaffen, nichtsdestotrotz braucht es auch Räume, die eine freie Nutzung ermöglichen.
Im Gegensatz dazu zeigt der Wunsch nach einem „Ruhehof“, wie wichtig im Schulalltag Rückzugsorte zur Pause und Erholung sind. Dass es auch eine gärtnerische Ausgestaltung im Außenbereich der Volksschule Edlach braucht, wird mit dem Vorschlag eines „Dornröschengartens“ ausformuliert.
Das Gestaltungskonzept
Diese Ideen finden sich gemeinsam mit den grundsätzlichen Planungsabsichten im Gestaltungsplan wieder.
Die zu zwei Seiten und Höfen verglaste Aula dient als zentraler Eingang und Treffpunkt für Schule und Sporthalle und schafft die wichtige Verbindung zwischen Innen und Außen, Schul- und Stadtraum. Im Außenbereich ist ein weich geschwungener Kiesweg das verbindende Element. Dieser verläuft neben dem Vorplatz, am Schulgebäude vorbei zum anderen Ende des Außenbereichs. So sorgt die Grünraumplanung auch dafür, dass die Volksschule Edlach, das umgebende Wohngebiet und die Dornbirner Innenstadt über einen weiteren attraktiven Fußweg vernetzt werden. Perlschnurartig sind an diesem Weg die verschiedenen Teile des Außenbereichs angebunden. Dazu zählen folgende:
Der 500 m2 große Spielraum 1 dient primär schulischen Zwecken. Die darin enthaltene erhöhte Weidenkuppel kann vielseitig als Freiraumklasse, Veranstaltungsbühne und Ruhebereich genutzt werden.
Der Spielraum 2 ist mit 200 m2 etwas kleiner bemessen und dient in erster Linie dem Gerätespiel und Sandspiel. Dafür wurde ein Spielturm mit Rutsche, Schaukel und Federwippen, sowie ein größerer Sandspielbereich eingerichtet.
Der bereits bestehende Rodelhügel wurde dicht neben dem Spielraum 2 verlegt und mit dichtem Gebüsch aus Weiden und Haselnuss zu einem Abenteuerspielbereich umgestaltet. Hier haben die Schulkinder die Möglichkeit zum Verstecken und „Hütten bauen“.
Der befestigte Schulhof wird von zwei Rasenflächen flankiert: die südliche dient als große Spielwiese für Bewegungsspiele im Freien, die östliche große Rasenfläche bietet allen Nutzer*innengruppen unter Parkbäumen Schatten zum Sitzen, Liegen und Ruhen.
Am westlichen Rand an einer Ecke des Grundstücks ist ein weiterer Ruhebereich situiert. Mit Hängematten, Tischen und Bänken und naturnaher Begrünung gibt es hier Platz zum Chillen, Picknicken oder für schulische Zwecke.
Große Gräserbeete mit Frühblühern am Vorplatz und an den zwei Spielräumen bilden florale und grünraumgestalterische Schwerpunkte, Magerwiesen bzw. Naturwiesen bedecken die Restflächen an den Fenstern der Schulklassen.
Um auch bei Schlechtwetter ohne Verschmutzungen den Außenbereich nutzen zu können, sind diese auf dem Schulareal angeordneten Teilbereiche mit dezenten Wegen in Form von Beton-Trittplatten mit Rasenfugen mit der zentralen Wegeachse verbunden. So bilden diese Wege einen stimmigen Übergang von befestigten zu unbefestigten Flächen. Um die unmittelbar neben dem Schulgelände wohnenden Nachbar*innen abzuschirmen, sind die Übergänge zu den Nachbargrundstücken mit niedrigen Hecken abgegrenzt und eingegrünt. In den Bereichen, in denen sich ein Sichtschutz als notwendig herausgestellt hat, sind diese Hecken hoch geschnitten und erzielen so auch eine raumbildende Wirkung.
Das Kind-Sein findet seinen Platz im Freien
Kinder brauchen nicht nur in ihrer Freizeit, sondern auch in der Schule Räume, die Bewegung und Spiel fördern. Das betrifft vor allem die Freiräume der Schule. Mehr noch als die Quantität ist die Qualität der Freiraumgestaltung ausschlaggebend dafür, dass ideale Voraussetzungen für ein angenehmes Lernumfeld geschaffen werden. Dazu zählt ein zeitgemäßes und vielfältiges Bewegungs-, Spiel- und Erholungsangebot, eine naturnahe Gestaltung und offene Strukturen, die die freie Nutzung nicht ausschließen. All das gilt auch für das Arbeitsumfeld von Lehrer*innen. Der Außenbereich sollte ihnen als verlängertes Klassenzimmer und als Pausenraum im Freien dienen.
Das Aktiv-, Kreativ-, Kommunikativ-Sein – sprich das Kind-Sein – findet hier nun seinen würdigen Platz im Freien. Die hohe Akzeptanz, die die Freiraumgestaltung der Volksschule Edlach bei den Nutzer*innen findet, bestätigt die solide Planung bei der viel Wert auf den Grundsatz „weniger ist mehr“ gelegt wurde.
Weitere Informationen:
stadtland Dipl.-Ing. Alfred Eichberger GmbH
Kirchengasse 19/12, A-1070 Wien