Neue Schule - neues Glück
Wenn es eng wird im eigenen Haus, weil die Familie wächst, ist es Zeit für einen Wohnungswechsel. Besteht gar die Möglichkeit für einen Neubau, umso besser, lassen sich doch so...
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In einem Beteiligungsprozess wurden die Schüler in die Planung involviert. Das Schulgelände befindet sich an einer steilen Hanglage, die Schulbauten, die in einem ersten Bauabschnitt aktuell teilweise realisiert sind, befinden sich auf einer steinernen Terrasse. Neben den unmittelbar an die neuen Gebäude angeordneten Freiflächen auf diesem Plateau, setzten sich die bestehenden Freianlagen aus teilweise nicht nutzbaren Bereichen und Restflächen zusammen. Die im Bestand vorgefundenen Bereiche auf einem steilen Rasenhang und eine in die Jahre gekommene Asphalt-Schotterfläche boten nicht ausreichend Platz und Angebot für eine zukunftsfähige Schule.
Leitidee der Planung des Büros Treibhaus Berlin ist die Schaffung unterschiedlich programmierter Terrassen, die diverse Spielangebote und Bewegungsabläufe bereitstellen. Durch das Modellieren des Geländes in verschiedene Plateaus wird die nutzbare Fläche erhöht. Die Böschungen zwischen den Plateaus werden zusätzlich durch Angebote aktiviert und die unterschiedlichen Höhen können spielerisch überwunden werden.
Die Schüler bekommen einen Schulhof, der es ihnen ermöglichen soll, den Aufenthalt und die Wahl der Örtlichkeit individuell nach persönlichen und aktuellen, emotionalen Bedürfnissen zu wählen. Es werden unterschiedliche Zonen entstehen: sowohl einzelne Aktiv- als auch Ruhe-Bereiche.
Die Terrassen
Die „Steinerne Terrasse“, erstreckt sich über eine Rampe bis in den Hof des „kleinen Lernhauses“. Der Bereich wird durch lineare Pflanzflächen aufgelockert, die mit Holzpodesten zum Sitzen ausgestattet sind. Zusätzliche Gehölze sollen Schatten auf der steinernen Terrasse spenden.
Der angrenzende Südhang wird in zwei große Spielterrassen aufgeteilt, die durch eine Kletterrampe und einen Schlitterhang verbunden sind. Auf der oberen Terrasse befindet sich ein bestehendes Spielgerät, welches in das Konzept mit eingebunden wurde. Ein Ort zum Ausruhen auf Hängematten und eine Nestschaukel als Programm für die jüngeren Kinder. Ergänzend zu der steinernen Terrasse wurde eine neue Sportfläche als Multifunktionssportplatz konzipiert. Die Multisportterrasse setzt sich zusammen aus einer EPDM-Fläche mit Toren und einer wassergebundenen Wegedecke als Boule-Feld. Die EPDM Fläche wird mit sechs Toren (vier kompakte und zwei Bolzplatz-Tore), die besonders geräuschhemmend ausgeführt sind, bestückt. Hier wird für den Schulsport ein Feld bereitgestellt, welches vielfach nutzbar ist. Dazu kommen zwei runde Trampoline, der EPDM Belag wurde bis an das Gerät angearbeitet. Hinzu kommt noch eine Basketballanalage und ein Ballfangzaun, der aus drei Segmenten besteht, die versetzt zueinanderstehen. Auch hier wurde auf eine lärmhemmende Ausführung geachtet. Ein weiteres Hauptelement - das die Steinerne Terrasse mit der Multisportterrasse verbindet - ist das „Mikado-Spiel“. Sich kreuzende Rundhölzer animieren dazu die Böschung neu zur erklettern und schlussendlich zu überwinden.
Fassung der Terrassen
Gestalterisch besonders prägnant sind die Einfassungen der Terrassen. Zum Hang hin werden hier Beton-Sitzblöcken vorgesehen, die der Topografie folgen. Auf der Hang angewandten Seite wird die Terrasse mit Lärche-Leimholzbindern auf Stahlfüßen eingefasst. Es entstehen dadurch unterschiedliche Situation des Sitzens und gleichzeitig kann die baulich notwendige Einfassung in den Spielablauf integriert werden.
Die Spielelemente im Zoom
Das Mikado-Spiel verbindet die Terrassen miteinander. Lärchen-Stämme wirken über den Hang gestreut. Die Höhe überwindet man entweder über das schwierige Beklettern der Holzstämme oder etwas leichter über eine Lattung, die auf den Hölzern verläuft. Kinder werden hier ständig gefordert den besten Weg zu finden. Zwischen den Stämmen spannt sich ein Netz auf, hier kann man sowohl Klettern als auch hängemattenartig verweilen. Das Beklettern des Spielgerätes zeigt unterschiedliche Schwierigkeitsgrade auf, bei Podest-Höhen von über 60 cm wurde der Zugang im Sinne der Norm schwer zugänglich ausgebildet, um Kleinkindern das Begehen zu erschweren. Gleichzeitig wurde an vielen Stellen darauf geachtet, dass die Podest-Höhe unter 60 cm FFH bleiben, um ein brüstungsfreies Spielgerät zu entwickeln. Die komplette Konstruktion ist aufgeständert, dadurch ist das Gerät gut durchlüftet und bietet darunter eine weiterer Spielebene an.
Die Kletterrampe ist ein Spielgerät, welches sich fast unsichtbar auf den Hang legt. Die Hangseite besteht aus einem Kletternetz, das die beiden Terrassen miteinander verbindet. Im weiteren Verlauf wechselt dann wieder dieses Prinzip. Der entstehende Raum unterhalb der Rampe wird unterschiedlich bespielt. Eine Stütz- und Kletterkonstruktion bildet Reckstangen aus, Turnringe hängen von der Konstruktion ab und eine Hangelleiter hilft beim Abstieg. Motorik wird auf unterschiedlichen Arten gefördert und der höchste Punkt der Rampe fordert die Grenzen der Kinder und lässt auch dieses Gerät nicht langweilig werden.
Der Schlitterhang ist keine Rutsche, das Element bildet das Relief des Hangs aus Edelstahl nach. Das Stahlelement ist bodengleich eingebaut und wurde ohne große Schwellen ausgebildet. Ob mit dem Kickroller oder auf dem Hosenboden - es geht rasant zu, zur Hilfe hat man ein Seil welches mittig den Aufstieg erleichtert.
Dance for Fans Spiegelwand
Ob Gruppentanz oder Ballsport - die EPDM Spielfläche ist eine multifunktional genutzte Fläche, die unter den Kindern immer wieder neu definiert wird. Ein großes auf Hochglanz poliertes Edelstahlblech bietet Spiegelfläche für jeden TikTok-Tanz. Die meisten Spielelemente, u.a. Kletternetz mit Ringen und Aufstiegen, Mikado-Spiel, Hängematten und Spiegelwand, wurden vom Hersteller Playparc geliefert.
Zusammengefasst wurde ein Freiraum entwickelt, der divers genutzt werden kann, unterschiedliche Herausforderungen bereithält und versucht geschlechterneutrale Angebote anzubieten.
Gleichzeitig lassen die Terrassen genügend Raum für Interpretation, um eigene Spielformen zu verwirklichen. Ein Konzept, das darlegt, dass Schule auch immer mehr zum Lebens- und Wohlfühlraum werden soll.