Neue Schule - neues Glück
Wenn es eng wird im eigenen Haus, weil die Familie wächst, ist es Zeit für einen Wohnungswechsel. Besteht gar die Möglichkeit für einen Neubau, umso besser, lassen sich doch so...
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Ende der 1950er Jahre wurde der Neubau der Schule als Ersatz für den im Krieg zerstörten historischen Bau begonnen; 1965 der Schulbetrieb aufgenommen. Seitdem passierte über 50 Jahre lang auf dem Schulgelände: fast nichts!
Das heißt, zu Beginn der Planungen bestand der Schulhof zum größten Teil aus Asphalt, der sich wegen der (wie an vielen Standorten in Dresden) unter der Oberfläche befindlichen Trümmer von 1945 zerstörten Gebäuden unregelmäßig gesenkt hatte. Gullideckel standen hervor; bei Regen gab es tiefe Pfützen, bei Sommersonne unerträgliche Hitze, Stolpergefahren und viele aufgeschlagene Knie, wenig sinnvolle Betätigungsmöglichkeiten für Pause und Freizeitgestaltung. Nur an den Rändern befanden sich größere Bäume und einige Strauch- und Rasenflächen. Der Hort und der Förderverein beschafften zumindest einige Spielmöglichkeiten wie ein kleines Klettergerüst, eine Nestschaukel, ein Holzpodest, Sandspiel und Tischtennisplatten - jedoch für die große Kinderzahl bei weitem nicht ausreichend, was dazu führte, dass schwächere Schüler in unattraktivere Räume verdrängt wurden. Nutzungsmischung von Bereichen für ruhiges Spiel und Bewegungsspielbereichen verursachten weitere Konflikte zwischen den Schülern.
Nur für das Fußballspielen war ausreichend gesorgt: Eine 2.000 m² große Tennenfläche als Fußballplatz in Turniermaßen, jedoch wie der Schulhof ohne Schatten - im Sommer Staub, im Winter Matsch. Zusätzlich gab es bereits ein Kunststofffeld, das gleichzeitig als öffentlicher Bolzplatz genutzt werden kann.
Als Kontrastprogramm dazu war der Schulgarten schon lange ein Kleinod mit Teich, Beeten, Lehmbackofen, Feuerstelle und einem voll ausgestatteten Bauwagen als zusätzlichen Hort- und Naturforscherraum, das in Gemeinschaftsaktionen von Kindern, Pädagogen, Eltern und Förderverein in jahrelanger Arbeit geschaffen wurde. Auch für mich als Planer ein Wehmutstropfen, dass dieser Schulgarten mit dem Bau der Schulsportanlagen an einen neuen (nun schon vorbereiteten) Platz umziehen muss, da die geplante 50-Meter-Laufbahn an keinem anderen Platz im Gelände sinnvoll angeordnet werden konnte.
Planungsphase und Baubeginn
Der aktive Förderverein der Schule wollte zusammen mit dem Schul- und Hortkollegium den Zustand des Geländes nicht mehr länger hinnehmen und suchte die Zusammenarbeit mit dem Büro Landschaftsarchitektur und Spielraumgestaltung.
Das daraus ursprünglich entwickelte Konzept für die Umgestaltung des Geländes wurde nach der Durchführung eines Vergabeverfahrens für Freiberufliche Leistungen der Gebäudeplanung und Architektur der Landeshauptstadt Dresden für die Sanierung der Schule 2015 überarbeitet und an die neuen baulichen Gegebenheiten angepasst.
Eine Planungsphase mit VOF-Verfahren, Abstimmungen zwischen Ämtern und Planern verschiedener Fachrichtungen und Fördermittelbeantragung nimmt immer viel Zeit in Anspruch - lange Zeiträume, die für die Nutzer stets kaum nachvollziehbar sein können. Verständlich, wenn Eltern von Grundschulkindern wünschen, dass sich innerhalb der Schulzeit ihrer Kinder etwas verändert.
Der Förderverein bewirkte also, dass 2016 als vorgezogene Maßnahme in Eigenleistung unter unserer Anleitung der Bau eines Kletter- und Balancierparcours im Schulhof durchgeführt werden konnte. Pädagogen, Eltern und Kinder leisteten tausende Stunden ehrenamtliche Arbeit, um eine 500 m² große Asphaltfläche um die vier alten Bestandsbäume vom umgebenden Asphalt zu entsiegeln, bepflanzte und individuell gestaltete Gabionen als Einfassung zu errichten und aufwändige individuelle Holz- und Seilspielgeräte sowie Holzdecks zu bauen. Ein Kraftakt, der sich in jedem Fall gelohnt hat! Zur feierlichen Eröffnung stürmten fast alle Schüler auf einmal die Spielanlage, ohne dass jemand zu Schaden kam.
Langer Atem bis zur Fertigstellung - der abschnittsweise Umbau des Geländes
Das weitere Gelände wurde ab 2017 in mehreren Bauabschnitten umgestaltet, da aufgrund der parallelen Sanierung bzw. des Abrisses und Neubaus eines Gebäudeteils die gesamte vierzügige Schule und der Hort in zwei Containerbauten auf dem Gelände untergebracht waren und somit für die Freianlagen erst abschnittsweise Baufreiheit herrschte.
Aus dem Bodenaushub für den neu errichteten Gebäudeteil wurde im ersten Bauabschnitt ein 4,50 m hoher Spielhügel errichtet, dessen Geländeoberfläche mit Kalkschotter befestigt und mit artenreichen, einheimischen Blumenwiesenmischungen eingesät ist. Die zunächst lange kahle Steinwüste führte zu vielen zweifelnden Nachfragen, ob dort wirklich jemals etwas wachsen würde und nicht noch „ordentlicher“ Boden aufgetragen werden müsse. Die Zweifler konnten im Folgejahr beruhigt werden, als Wildrosen, Mohn und Kornblumen für die ersten Blüten sorgten und seitdem die langlebigen Stauden Jahr für Jahr mehr werden. Die Blumenwiesen tragen erheblich zu einer naturnahen Aufwertung des Geländes bei und bieten Nahrung für eine Vielzahl an Insekten und die horteigenen Bienen. Gleichzeitig wird der Hügel intensiv zum Spielen genutzt; mehrere anspruchsvolle Klettermöglichkeiten aus Robinienholz und Sandstein führen nach oben und eine Hangrutsche wieder hinab. Auch Sitzstufen aus Sandstein sind in den Hang integriert, die als Grünes Klassenzimmer und für Schulfeste genutzt werden.
Im nächsten Bauabschnitt wurden die Wegeflächen rund um den neuen Gebäudeteil sowie die temporären Freiflächen für die Containerbauten hergestellt. Große Rigolensysteme nehmen das gesamte Niederschlagswasser der Gebäude und des Geländes zur Versickerung auf.
Der vorerst letzte Bauabschnitt wurde 2020 realisiert und beinhaltete die Neugestaltung des Schulhofs mit Hochbeeten aus mit Recyclingmaterial gefüllten Gabionen, verschiedenen Spielflächen, die Wiederherstellung sämtlicher Flächen nach dem Rückbau der Container sowie die Neuanlage des Grundgerüstes für den Schulgarten, der nach dem noch nicht umgesetzten Ersatzneubau der Turnhalle mit Sportfreianlagen an den neuen Standort umziehen soll. Umfangreiche Pflanzmaßnahmen mit Bäumen und Hecken sowie weiteren Blumenwieseneinsaaten erhöhen die Artenvielfalt und bringen Schattenbereiche in das Gelände.
Die neuen Spiel- und Bewegungsangebote
Neben der Kletterinsel im Schulhof und den in den Hügel eingebauten Spielgeräten wurde der Wasser-Sand-Spielbereich stark vergrößert und die Spielangebote mit einer Schwengelpumpe und einer Wasserrinne, die in ein Becken mündet, aus dem mit einer archimedischen Schraube Wasser gefördert werden kann, erheblich erweitert. Die Einfassungen aus Steinen und Baumstämmen können zum Balancieren genutzt werden. Auf Holzdecks unter den Bäumen kann man sich ausruhen.
Die Nestschaukel wurde aus dem Sandspielbereich herausgenommen, um die unterschiedlichen Nutzungen voneinander zu trennen, und um eine Doppelschaukel ergänzt.
Außer wenigen vorgefertigten Elementen wie zum Beispiel Schaukel, Rutsche und Sandspielgeräten wurden alle Spielgeräte durch unser Büro geplant und teilweise von den Eltern bei der Kletterinsel geschaffen. Alle anderen Spielgeräte wurden von Holzspielgerätebauern aus Dresden hergestellt und individuell an die vorhandene Geländesituation angepasst. Die Geräte der Kletterinsel und die Aufstiege am Hügel sind so konzipiert, dass es sowohl für motorisch schwächere als auch für schon sehr geschickte Kinder unterschiedliche Schwierigkeitsstufen gibt, die es zu bewältigen gilt, so dass sich die Kinder schrittweise mehr zutrauen können.
An Stelle des alten Tennenplatzes wurde ein stark verkleinerter Rasenbolzplatz angelegt, der zusätzlich zu dem öffentlich zugänglichen Kunststofffeld genutzt werden kann.
Pflanzkonzept
Zum naturnahen Gestaltungskonzept gehört auch immer eine Bepflanzung, die zu einem Großteil aus einheimischen Arten besteht. Diese sind Bestandteil der Blumenwiesenmischungen, die auf dem Hügel und zwischen den neuen Strauchflächen eingesät sind, aber auch die Auswahl der Sträucher und Bäume beinhalten viele einheimische Arten, die mit ihren Blüten und Früchten für Insekten, Vögel und andere Tiere im Stadtraum eine wichtige Nahrungsquelle darstellen.
Ein weiterer, wichtiger Aspekt unserer Pflanzplanungen ist aber immer auch die Nutzbarkeit der Pflanzen für die Menschen: Pflanzen in Spielbereichen können, wenn sie erst einmal eine gewisse Größe erreicht haben, von den Kindern ins Spiel einbezogen werden, zum Beispiel die biegsamen Ruten von Strauchweiden, Blüten und Früchte für Sandspielkunst und dergleichen. Später können die Strauchflächen zum Versteckspielen genutzt werden. Bis die Pflanzungen ausreichend groß sind, werden sie durch eine einfache Abgrenzung aus Holzpflöcken und Seil vor zu vielen Kinderfüßen geschützt. Das funktioniert in den meisten Bereichen sehr gut, nur auf dem großen Spielhügel „mogeln“ sich die Kinder teilweise zwischen Sandsteinstufen und Abgrenzungen vorbei, um schneller oben zu sein, was an einigen Stellen zum Zertreten der Pflanzen und dem Abtrag der Deckschicht führt und nachgebessert werden muss.
Die Hochbeete auf der Speiseterrasse vor der Mensa sind mit Erdbeeren, Tee- und Würzkräutern sowie Naschobststräuchern, aber auch vielen Blumenzwiebeln und Blütenstauden bepflanzt. Am zukünftigen Schulgartenstandort wurden Obstbaumhalbstämme, Beeren und Wildfruchtsträucher sowie am Zaun Minikiwis gepflanzt und die Beetflächen bereits für eine Kultivierung vorbereitet.
Statement der Schulleitung
„Schauen wir aus den Fenstern unserer Schule, können wir auf einen großzügig angelegten, kindgerechten und mitten im Grün gelegenen Schulhof blicken. Wir freuen uns, dass er nun fast fertig gestellt ist.
Mit all seinen Anlagen und Spielgeräten bietet er den Kindern die vielfältigsten Möglichkeiten, auf ihm zu verweilen, sich auszuruhen, sich auszuprobieren, sich sportlich zu betätigen und die Natur zu genießen. Für jeden ist etwas dabei! Wir beobachten immer wieder, dass er maßgeblich zu einem entspannten Miteinander unter den Kindern beiträgt. Alle in unserer Schule Tätigen genießen dieses Ambiente, denn gerade der Kletterhügel und die Hochbeete mit ihrer Vielfalt an heimischen Pflanzen sorgen für eine wechselhafte Blütenpracht und locken tausende Insekten an.
Wenn es auch sehr lange gedauert hat und die ersten Initiativen Jahre zurückliegen, viele Anstrengungen notwendig waren, auch Rückschläge in Kauf genommen werden mussten, so zeigt es doch, dass durch den Aktionismus der Eltern vieles auf den Weg gebracht wurde. Dank der Planungen zur Sanierung der Schule und des Schulgeländes in Zusammenarbeit mit dem Schulverwaltungsamt, Hochbauamt und Frau Kroll vom Planungsbüro Landschaftsarchitektur und Spielraumgestaltung ist dieser tolle Schulhof entstanden. Wir sagen danke!“
Zusammenfassung
Nach mehr als 5jähriger Planungs- und Bauzeit konnte 2020 endlich der vorerst letzte Bauabschnitt für die Schüler freigegeben werden. Noch offen ist der Ersatzneubau der Turnhalle und der zugehörigen Außensportanlagen mit Laufbahn und Weitsprunganlage.
Neben der umfassenden Sanierung und den Teilneubau der Gebäude wurden parallel die Freianlagen abschnittsweise neugestaltet. Die versiegelten Flächen wurden stark verkleinert und die Aufenthaltsqualität erhöht, indem mit umfangreichen Neupflanzungen die stark überhitzten Flächen beschattet werden. Ein Schwerpunkt lag in der Schaffung von anspruchsvollen Spiel- und Bewegungsangeboten für die Kinder in einem naturnahen Umfeld.
Das Beispiel der Grundschule „Am Hechtpark“ zeigt, dass sich ein städtischer Schulstandort mit vielen Kindern und eine naturnahe Gestaltung nicht ausschließen müssen. Nur indem wir den Kindern im Alltag einen Zugang zur Natur ermöglichen, können Sie lernen, diese als schützenswertes Gut zu begreifen.
Weitere Informationen:
- vierzügige städtische Grundschule mit 450 Schülern
- Schule mit Ganztagsangeboten, Hortbetreuung von 6:30 bis 17:30 Uhr
- ca. 10.000 m² Freifläche
- Lage im Dresdner Hechtviertel (Gründerzeitbebauung)
- Baukosten: ca. 1 Mio. Euro, 4 Bauabschnitte, Förderung der Gesamtbaumaßnahme durch den Freistaat Sachsen im Rahmen des Förderprogramms "Brücken in die Zukunft"
Autoreninfo:
Barbara Kroll, Freie Garten- und Landschaftsarchitektin mit dem Schwerpunkt naturnahe und bildungsförderne Spielraumgestaltung.
Wichtige Anliegen sind die Nutzerbeteiligung bei der Planung und beim Bau und die Pflanzenverwendung.