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Internationales Fachmagazin für Spiel-, Sport- und Freizeitanlagen

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18.02.2022 - Ausgabe: 1/2022

Elbschule – Bildungszentrum Hören und Kommunikation in Hamburg

Von Linda Gebhard und Andreas Hunck (Hunck+Lorenz Freiraumplanung Landschaftsarchitekten bdla, Hamburg)

Photo
© Hunck+Lorenz Freiraumplanung Landschaftsarchitekten und Asmus Henkel


Als im Jahr 2010 die Internationale Schule Hamburg ihren Standort in Hamburg-Bahrenfeld aufgab, um ein neues Schulgebäude zu beziehen, ergab sich eine besondere Chance zur Weiterentwicklung der Bildungseinrichtungen für hörgeschädigte Kinder in Hamburg. Die bisher an zwei verschiedenen Standorten (Schultzweg und Hammer Straße) bestehenden Schulen für Hörgeschädigte und Gehörlose konnten in einen großen gemeinsamen Bildungsstandort als Kompetenzzentrum zusammengeführt werden. 

Im Zuge des Gebäudeumbaus, bei dem für die neue Nutzergruppe besonders auf gute Raumakustik geachtet wurde, waren auch die Außenanlagen komplett zu überarbeiten und im Hinblick auf die spezifischen Anforderungen für hör- und mehrfachgeschädigte Kinder zu gestalten.

In enger Abstimmung mit der Schulleitung erarbeiteten Hunck+Lorenz Freiraumplanung ein Gestaltungskonzept, in dem einige Besonderheiten zu berücksichtigen waren. 

 

Ankommen – Vorfahrt und Parkplatz

Die Elbschule wird von Schülerinnen und Schülern aus ganz Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen besucht, die aufgrund ihrer zum Teil weiten Anreise und ihrer besonderen Schutzbedürftigkeit in der Regel per PKW, Taxi oder Kleinbussen zur Schule gefahren und wieder abgeholt werden. So kommt es zu Schulbeginn und Schulschluss vor dem Schulgebäude zu einem sehr hohen Verkehrsaufkommen und Halteplatzbedarf. 

Dementsprechend wurde der bestehende Garten der ehemaligen Hausmeisterwohnung sowie ein Fahrradschuppen abgerissen und an deren Stelle eine großzügige Platzfläche mit einer Vorfahrt geschaffen, die ausreichend Platz und Haltemöglichkeiten für den An- und Abholverkehr ermöglicht. Zusätzliche Parkplätze für das Schulpersonal wurden im südlichen Bereich des Geländes auf der Fläche des bestehenden Lehrerparkplatzes geschaffen.

 

Alles im Gleichgewicht – Die aktive Pause

Die Gestaltung der Spiel- und Bewegungsräume stand unter der besonderen Prämisse, Angebote zu schaffen, die möglichst den bei Hörgeschädigten zu fördernden Gleichgewichtsinn trainieren. Ein spezieller Wunsch der Schule war in diesem Zusammenhang die Schaffung großzügigen Bewegungsraums, in dem insbesondere die Nutzung vorhandener Fahrgeräte wie „Kettcars“, Dreiräder oder ähnlichem barrierefrei möglich ist.

Hierfür wurde im Bereich südlich der Turnhalle eine große Aktivfläche angelegt, in deren Pflasterung aus verschieden Betonsteinformaten ein in Asphalt ausgebildeter Hügel eingebettet wurde. So entstand hier ein attraktiver Hof zum Befahren mit selbst angetriebenen Fahrgeräten, für die auf dem Schulhof auch ein eigener Unterstand geschaffen wurde.

Als weiteres Aktiv-Element wurde in diesem Hofbereich im Schatten einer großen Kastanie eine Tischtennisplatte aus dem Bestand wiedereingesetzt.

Der Hauptschulhof für die aktive Pause liegt östlich des Schulgebäudes und topografisch ca. 75 cm höher und ist über Rampen, kombiniert mit Betonstufen, die sich mit dem vorhandenen Gefälle verschneiden, zu erreichen.

Hier „oben“ im östlichsten Zipfel der Schulhoffläche können sich die Kinder sowohl auf den mit EPDM belegten Sportfeldern sowie auf dem „Ohr“ austoben – eine mit buntem EPDM belegte Fläche in Form eines menschlichen Ohres – auf der abwechslungsreiche, zusammenhängende Kletter- und Hangel-Elemente untergebracht wurden. Eine Nestschaukel und eine Rutsche ergänzen das Angebot an Spielgeräten in diesem Bereich.

 

Orte der Kommunikation – Die ruhige Pause

Einige Schülerinnen und Schüler, besonders der höheren Jahrgänge, verbringen ihre Pause lieber in Ruhe oder im ungestörten Gespräch mit anderen. Da die Kommunikation unter Hörgeschädigten hauptsächlich visuell erfolgt (Mundbild, Gebärden) ist es besonders wichtig, die Orte zum Verweilen und Kommunizieren so zu gestalten, dass die Schulkinder sich gegenseitig ansehen können, andererseits aber auch so geschützt und intim zusammensitzen können, dass nicht jeder auf dem Schulhof das Gespräch „mitsehen“ kann.  

So wurden für Sitzgelegenheiten auf dem Schulhof grundsätzlich Bänke in geschwungener oder runder Form gewählt, die die Kommunikation im Sitzen auch in kleineren Gruppen ermöglichen. Ein großes Holzpodest am Rande des „Kettcar-Hofes“ erfüllt dieses Kriterium ebenso und kann als Erweiterung zu dem benachbarten Musik-Pavillon zudem als Freilichtbühne genutzt werden.

Ein zentraler Ort für Rückzug und ungestörte Kommunikation ist im nördlich gelegenen, fast komplett von Gebäuden umschlossenen Hofbereich entstanden. Eine wie ein Kleeblatt geformte, umlaufende Holzbank rund um einen Ahornbaum bietet Plätze in ruhiger, geschützter Atmosphäre. Kleine Treppen führen von hier aus in die „Grünen Klassenzimmer“, die an dieser Stelle terrassenartige Erweiterungen des Klassenraumtraktes sind.

 

Mit (fast) allen Sinnen erleben – Natur und Abenteuer

Rund um die angrenzenden Sportplätze wurde ein Erlebnispfad geschaffen, der die Sinne schult: ein geschwungener Grandweg führt vorbei an Sitz- und Balancierelementen aus natürlichen Materialien wie Steinen und Holz. Durch „Rufsäulen“ am Wegesrand können die Kinder mit (Rest)-Hörvermögen spielerisch miteinander kommunizieren.

Zusammen mit dem anschließenden Schulgarten, in dem auf drei Beeten verteilt gegärtnert werden kann, wird zumindest kleinflächig für ein Naturerlebnis gesorgt.

 

Rückblick – Eine bereichernde Erfahrung

In den Vorbesprechungen mit den Schulleitern beider Schulen wurde uns tatsächlich eine neue Welt eröffnet, die Welt der Gehörlosen und Hörgeschädigten. Uns war bis dato die Einschränkung des Nichthörens nicht wirklich bewusst und welche Hürden Hörgeschädigte zu meistern haben. Dass Gehör und Gleichgewicht unmittelbar miteinander verbunden sind, war uns zwar bekannt, aber hatten wir je darüber nachgedacht, dass wir Hörenden uns beim Treppensteigen auch maßgeblich auf das Geräusch des Auftritts verlassen, und dass wir, wenn wir ein „weißes Rauschen“ auf die Ohren gespielt bekämen, recht wahrscheinlich auf der Treppe stolpern würden? 

Diese und viele andere Einschränkungen von Hörgeschädigten wurden uns im Gespräch vermittelt und führten zu einer engen Abstimmung in der Planungsphase mit der Schulleitung. Gemeinsam entwickelten und verwarfen wir Ideen und konnten somit das Optimum an Qualität auf den sehr überschaubaren Flächen umsetzen. 

Der lange Planungszeitraum – bedingt durch eine sich stetig vergrößernde Maßnahme auf Grund substanzieller Mängel am Gebäude – ermöglichte es uns, mit der Schulleitung in einem stetigen Austausch zu bleiben und das Budget klug aufzuteilen. So wurden vorhandene Schuppen zurückgebaut und das Holz an anderer Stelle wieder eingebaut, alte Wegebeläge und vorhandene Unterbauten mit neuen kombiniert und im Gegenzug wertige Spielgeräte und EPDM-Beläge finanziert.

Für uns unvergesslich bleibt, wie die Schülerinnen und Schüler auf der Eröffnungsfeier gegenüber allen Planern und Beteiligten ihre Dankbarkeit ausdrückten: mit Rap- und Tanzeinlage auf dem schallübertragenden Schwingboden der Aula, einem breiten Lächeln und gewunkenem Applaus!



 Weitere Informationen:

 

Projekt: Elbschule Bildungszentrum Hören und Kommunikation

Planung: Hunck+Lorenz Freiraumplanung Landschaftsarchitekten bdla Partnerschaft

Bauherr: Behörde für Schule und Bildung, Freie Hansestadt Hamburg

Architekten Hochbau: Dohse + Stich

Adresse: Holmbrook 20, 22605 Hamburg-Bahrenfeld

Bearbeitete Leistungsphasen: 1-8

Bearbeitungszeitraum: 2008-2014

Landschaftsbauarbeiten: KLEMT Gala GmbH

Fertigstellung: 2014

Größe: 7.500 m²

Baukosten brutto: 920.000 € (inkl. Abbruchkosten)


 

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