Neue Schule - neues Glück
Wenn es eng wird im eigenen Haus, weil die Familie wächst, ist es Zeit für einen Wohnungswechsel. Besteht gar die Möglichkeit für einen Neubau, umso besser, lassen sich doch so...
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Im Münchener Stadtteil Berg am Laim entsteht ein urbanes Stadtquartier. Das Werksviertel, wie das rund 39 Hektar große Areal am Ostbahnhof genannt wird, soll modernes Leben, Wohnen und Arbeiten miteinander verbinden. Hier trifft alt auf innovativ, Industriegebiet auf Neubauprojekt. Als Vorbild dient New Yorks Meatpacking District im Stadtteil Manhattan. Der Bezirk, der im 20. Jahrhundert für seine zahlreichen Schlachthöfe und Fleischereien und später auch für ein wildes Nachtleben bekannt war, erlebte in den 1990ern Jahren einen Wandel und ist nun ein angesagtes Viertel mit modernen Büros, Restaurants, Clubs, Mode und Kunstmuseen. Das Industrieviertel in München erlebte historisch einen ähnlichen Werdegang. Ende der 1940er Jahre eröffnete die Firma Pfanni ihren Sitz in München und produzierte dort bis zu ihrem Umzug in den späten 90er Jahren ihre zahlreichen Kartoffelprodukte. Kurz vor der Jahrtausendwende öffneten auch hier zahlreiche Clubs ihre Pforten und bald darauf entwickelte sich das ehemalige Industriegebiet zu einem Freizeit- und Partygelände. Die Stadt München legte im Jahr 2016 den Grundstein für das Werksviertel und begann mit der Umgestaltung des Areals.
Die Werksviertel-Mitte beherbergt nun Kunst- und Kultureinrichtungen, Restaurants, Cafés und Bars sowie moderne Coworking Spaces. Ebenfalls entsteht hier das neue Konzerthaus des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks. Die rund um das Werksviertel-Mitte gebauten 1.250 Wohnungen sowie eine neue Grundschule an der Haager Straße machen das Quartier komplett. Um den gegebenen Platz für den Schulbau besonders effizient zu nutzen, wurde das Schulgebäude auf der Sporthalle errichtet. Der Pausenhof umfasst ein Rasenspielfeld sowie einen Allwetterplatz zur sportlichen Bewegung.
Für die Planung des Schulhofs war das Münchener Büro Stautner + Schäf Landschaftsarchitekten und Stadtplaner verantwortlich. Die Wahl des Materials war ein Kriterium, was für die Landschaftsarchitektinnen und Landschaftsarchitekten schnell klar war. Um den industriellen und innovativen Charme des Werksviertels aufzugreifen, sollten die Spielgeräte aus Stahl gefertigt sein, was außerdem der Langlebigkeit zugutekommt. Im Allgemeinen müssen Spielgeräte auf einem Pausenhof die Anforderungen erfüllen, dass möglichst viele Kinder unterschiedlichen Alters in kurzer Zeit gleichzeitig darauf spielen können. Zudem wurde für die moderne Grundschule auch ein ästhetischer Anspruch an die Geräte gestellt. Mit diesen Vorstellungen fiel die Wahl des Architektenbüros auf den Hersteller Berliner Seilfabrik. In Zusammenarbeit mit dem Berliner Creative Center entstanden unterschiedliche, farbenfrohe Spielgeräte und Spielpunkte, die die Schüler:innen in der Pausenzeit zu Bewegung animieren und zudem für Aufsichtspersonen aufgrund der Transparenz gut einsehbar sind.
Auf die Kinder wartet unter anderem ein zwölf Meter langer, aufgeständerter Netztunnel, durch den sie eine begrünte Fläche hoch- oder hinunterklettern können. Petra Stautner, Landschaftsarchitektin von Stautner + Schäf, verrät: „Die Planung sah ursprünglich vor, dass der Tunnel durch den vorhandenen Baumbestand der grünen Insel hindurchführen sollte. Das machte die Fundamentplanung komplizierter, hätte den Kindern jedoch das besondere Erlebnis beschert, mitten durch die Baumkronen klettern zu können. Bei der Kampfmittelräumung, die standardmäßig vor dem Neubau der Schule durchgeführt wurde, mussten die vorhandenen Bäume allerdings beseitigt werden, da sich im Wurzelbereich Verdachtsflächen befanden. Als Ersatz wurden nun neue Bäume gepflanzt, deren Kronen sich leider erst langsam entwickeln werden. Auch das bautechnisch einfachere Ergebnis im neu angelegten Biotop kann sich mehr als sehen lassen und wird bei den Kindern für jede Menge Spaß sorgen. Ein Flächennetz lädt zudem ebenfalls zum Klettern und Abhängen ein.“
Die Berliner Shout-Struktur in Form eines vierblättrigen Kleeblatts ist nicht nur durch ihr knalliges Orange ein weiteres Highlight. Richtig deutlich wird die Form aus der Vogelperspektive. Auf dem zwischen gebogenen Stahlrohren gespannten Flächennetz können die Schüler:innen auf bis zu knapp drei Meter hochklettern. Kletterseile und Gummimatten mit Griffen runden dieses skulpturale Gerät ab. Die Form des Kleeblatts hat beim Hersteller Berliner Seilfabrik eine lange Tradition. Der Kleeblattring aus Aluminium war eine Idee des Gründers Karl Köhler, der die Seile im Raumnetz, ohne Fingerfangstellen zu offenbaren, an den Seilkreuzungspunkten bestmöglich fixieren, und dennoch eine Austauschbarkeit der einzelnen Seilstränge garantieren sollte. Aus dieser Form kreierte das Unternehmen 2019 den Cloverwood. Das Spielgerät gleicht der Shout-Struktur der Grundschule an der Haager Straße, nur besteht der Rahmen nicht aus runden Stahlrohren, sondern aus massivem vierkantigem Brettschichtholz.
Der 2019 eröffnete Bildungscampus Freiham in München entschied sich neben einer Niedrigseilgartenanlage aus dem Hause des Herstellers ebenfalls für eine solche Shout-Struktur. Die knallgelbe Anlage wurde direkt an die steinerne Kletterwand montiert und bietet daher einen guten Kontrast zu ihrer Umgebung.