Von Felix Dreßler (M.A. (TUM) Landschaftsarchitekt ByAK, t17 Landschaftsarchitekten GbR)
Das Konzipieren, Detaillieren und Realisieren einer gesamten Spiellandschaft gehört in der Regel nicht zu den alltäglichen Arbeiten der Landschaftsarchitektur. Viel zu oft führt die Planung von Spielbereichen aufgrund von Zeit- und Kostendruck zu einer kurzweiligen Katalogrecherche und der darauffolgenden Zusammenstellung verschiedenartig anmutender Einzelgeräte. Daher bekommt man als Landschaftsarchitekt nur selten die Möglichkeit sich tiefgehend mit dem Thema Kinderspiel auseinanderzusetzen und ein gestalterisches Leitmotiv so zu interpretieren, dass es schlussendlich in eine aufregende und kindgerechte Spielfläche übersetzt werden kann. Umso spannender war die Planungsaufgabe die öffentliche Grünfläche der sogenannten „Gleisharfe“ München-Neuaubing mit gleich drei unterschiedlichen Spielbereichen für verschiedene Altersgruppen auszustatten. Dieses Vorhaben konnte nun, nach mehrjähriger Planung und intensiver Abstimmung unter einer Vielzahl an Beteiligten, im Münchener Westen erfolgreich umgesetzt werden.
Ausgangspunkt für die Flächenkonversion des ehemaligen Ausbesserungswerk Neuaubing war der Wettbewerbsgewinn von Meili Peter Architekten und bauchplan ).( Landschaftsarchitekten und Stadtplaner im Jahr 2012. Die städtebauliche Struktur des Entwurfs ist an die Form der ehemaligen Gleisanlagen angelehnt. Das Quartier besteht aus organischen Gebäudeformen mit geschwungenen Häuserzeilen und Innenhöfen. Ein differenziertes Angebot aus öffentlichen Freiräumen und privaten Gartenflächen umgibt den Städtebau. Nach Abschluss des städtebaulichen und landschaftsplanerischen Ideenwettbewerbs für den nördlichen Teilbereich der „Gleisharfe“ wurde das Ergebnis in einen Bebauungsplan überführt. So entstand auf dem rund 3,7 Hektar großen Areal an der S-Bahnstation Neuaubing sukzessive ein Wohnquartier mit rund 550 Wohneinheiten für ca. 1.200 Einwohner. Weitere Bestandteile sind zwei Kindertagesstätten und eine Schule. Eine öffentliche Grünanlage mit ca. 2 ha grenzt im Osten an die benachbarten Privatgrundstücke und im Süden an den Business Campus „Triebwerk München“ an.
Im Jahr 2016 wurde t17 Landschaftsarchitekten GbR von der Aurelis Real Estate GmbH mit der Planung der öffentlichen Grünanlage und der Spielflächen beauftragt. Die Parkanlage unterteilt sich nach der Entwurfsidee von Meili Peter Architekten und bauchplan ).( Landschaftsarchitekten und Stadtplaner in den nördlich gelegenen Grünsaum und den südlichen Gleisharfepark. Der Grünsaum stellt dabei eine wichtige Rad- und Fußwegeverbindung dar und verknüpft den Bahnhof München-Neuaubing mit den umliegenden Wohngebieten. Der Gleisharfepark bildet die zentrale, öffentliche Freifläche des gesamten Wohngebiets. Über ihn ist das „Triebwerk München“ und im weiteren Verlauf München Freiham fußläufig erreichbar. Die starke Überformung des ehemaligen Bahnareals und die unterschiedlichen Anschlusshöhen zwischen Bestand und Neuplanung ermöglichten eine topografische Gestaltung der Grünflächen. Die sanft modellierten Böschungsbereiche tragen zu einer Zonierung der öffentlichen und privaten Freiräume bei. So bilden die entstandene Topografie und die logischen Wegeverbindung innerhalb des Areals das Grundgerüst für die Verortung der Spielflächen.
In Anlehnung an die Vorgaben des Bebauungsplans und dem dazugehörigen Gestaltungsleitfaden wurden drei große Spielbereiche ausgewiesen, die für verschiedene Altersgruppen geplant und ausgestattet werden sollten. Der erste Spielplatz im südlichen Bereich des Grünsaums erhielt vorwiegend vertikale Spielgeräte, die in eine Aufweitung des Wegesystems eingebettet wurden (Vertikaler Spielplatz). Für den zweiten Spielbereich im Gleisharfepark wurden horizontal wirkende Spielgeräte vorgesehen, die sich in die dort entstehende Großzügigkeit des Parks einfügen sollten (Horizontaler Spielplatz). Das dritte Kinderspiel wurde in der Nähe einer Kindertagesstätte im Osten des Gleisharfeparks platziert. Hier spielte das Thema Topografie eine wichtige Rolle bei der Ausgestaltung der Spielfläche (Topografischer Spielplatz).
Neben der Differenzierung in den Vertikalen, Horizontalen und Topografischen Spielplatz befassen sich alle drei Kinderspielbereiche gestalterisch mit dem Thema „Eisenbahn“ und somit auf spielerische Art mit der Vorgeschichte des Ortes. Ziel war es, das Gestaltungsmotiv auf vereinzelte Spielgeräte zu übertragen und abstrahiert darzustellen. Wie auch das restliche Mobiliar im Außenraum sollte die Ausstattung der Spielflächen zurückhaltend gestaltet sein. Ausgewählte Materialen wurden wiederkehrend verwendet und bestimmte Farbtöne gezielt eingesetzt. So kamen durchgehend unlackierte Robinienhölzer, naturfarbenes Tauwerk, feuerverzinkter Stahl und polierter Edelstahl zum Einsatz. Farbige Makrolonscheiben und lackierte Holzelemente wurden als Farbakzente für bestimmte Spielgeräte gewählt. Bei einem Teil der verbauten Spielgeräte handelt es sich um Sonderanfertigungen, die in enger Abstimmung mit der Firma Kinderland Emsland Spielgeräte entwickelt wurden. Die restlichen Spielgeräte wurden aus dem bereits vorhandenen Repertoire des Herstellers zusammengestellt und an das Materialkonzept angepasst. Alle Spielflächen wurden zur besseren Nutzung, auch an warmen Sommertagen, mit Bäumen bepflanzt und bieten in unmittelbarer Nähe zu den Spielgeräten ausreichend Sitzmöglichkeiten an.
Der Vertikale Spielplatz (ca. 1425 m2) stellt die größte der drei Spielflächen dar und gliedert sich in vier kleinere Teilbereiche. Der Altersschwerpunkt liegt hier auf Schulkindern und Jugendlichen. Das Spielangebot ist entsprechend sportlich gestaltet und stellt Ansprüche an die Kraft und die Bewegungsfähigkeit. Die Gesamtgröße der Spielfläche ermöglicht zusätzlich die Abtrennung eines Kleinkinderbereichs. Zentrales Spielelement des vertikalen Spielplatzes ist der „Stellwerksturm“. Der Spielturm bietet die Möglichkeit an Netzen, Seilen und Stangen an ihm herauf zu klettern. Er ist mit einer fast 5 Meter hohen Tunnelrutsche und einer etwas niedrigeren Freifallrutsche ausgestattet. Des Weiteren ist eine Schaukel am Turm befestigt. Zusätzlich wird der „Stellwerksturm“ über einen barrierefreien Holzsteg mit einem unterfahrbaren Sandspieltisch erschlossen. Im untersten Teil des Turms können so weitere barrierefreie Spielangebote erreicht werden. Eine Reifen- und eine Nestschaukel ergänzen das Angebot an vertikalen Spielelementen. Im Bereich des Kleinkinderspiels ist ein Spielhaus in einer Sandfläche verortet, das ebenfalls das Thema „Eisenbahn“ aufgreift. Auch dieses Spielhaus ist über einen barrierefreien Holzsteg angebunden.
Der Horizontale Spielplatz (ca. 900 m2) legt seinen Altersschwerpunkt auf Kindergarten- und Schulkinder. Ein großflächiges Liegenetz ist das Highlight der Spielfläche und verbindet zwei räumlich getrennte Spielbereiche miteinander. Das Netz ist von Osten über einen barrierefreien Holzsteg angebunden und kann so auch unter Mithilfe eines Begleiters als inklusives Spielgerät genutzt werden. Eigens entwickelte „Balanciergleise“ aus Edelstahlrohren, einer Gummibrücke und Balancierhölzern finden sich in beiden Spielbereichen des horizontalen Spielplatzes wieder. Die Gleise schulen grundlegende motorische Fähigkeiten und sind eine Mischung aus statischen und dynamischen Bestandteilen. Eine Hängematte stellt einen Rückzugsort innerhalb der Spielfläche dar. Findlinge dienen in Kombination mit Weidenpflanzungen, wie auch in den anderen Spielflächen, als naturnahe Spiel- und Sitzmöglichkeiten.
Der Topografische Spielplatz (ca. 475 m2) ist als geschützter Kleinkinderbereich konzipiert und befindet sich im südöstlichen Bereich des Gleisharfeparks. Die Spielfläche wird von zwei Betonmauern, angrenzend an eine begrünte Böschung, eingefasst. Diese Mauern bieten, neben weiteren Parkbänken im Umfeld, Sitzmöglichkeiten an, können aber auch zum Spielen genutzt werden. Innerhalb der Spielfläche befindet sich eine Sandfläche, die mit mehreren Zugwagons ausgestattet ist, die im Krabbeln, Stehen oder bereits laufend erkundet werden können. Neben den Zugwagons regen weitere Spielgeräte, wie zum Beispiel Wackelkisten, die Fantasie der Kinder an und ermöglichen ein spannendes Eisenbahnabenteuer. Ein barrierefreier Rutschenhügel und Drehhölzer bieten auch hier ein inklusives Spielangebot.
Fazit
Mit der Eröffnung der öffentlichen Grünanlage im Jahr 2021 und Übergabe an die Landeshauptstadt München zeigte sich die Notwendigkeit eines abwechslungsreichen Spielangebots im Umfeld der „Gleisharfe“ Neuaubing. Die Spielflächen werden bis heute gut angenommen und genutzt. Im Vergleich zu den teilweise kleinteiligen Spielangeboten der angrenzenden Wohnbebauung ermöglichen die Spielflächen im Grünsaum und Gleisharfepark ein umfassendes Spielerlebnis für verschiedene Altersklassen und Gruppengrößen. Die Integration von barrierefreien Spielgeräten erweitert die einzelnen Spiellandschaften und bietet auch Kindern mit Einschränkungen Spaß und Abwechslung. Die Umsetzung zeigt, dass diese Spielgeräte nach Möglichkeit von Anfang an bei der Konzeption und Planung berücksichtigt werden sollten, um sich sinnvoll in das Gesamtbild der Spielanlage einzufügen zu können. Die Kombination aus individuellen Sonderanfertigungen und vorgefertigten Spielelementen funktioniert auch dank einer einheitlichen Material- und Farbwahl gut. Ein gestalterisches Leitmotiv, wie in diesem Beispiel die Eisenbahn, bleibt trotz einer kreativen Interpretation weiterhin erkennbar, wenn prägende Elemente der Spiellandschaft die Idee entsprechend verkörpern. Insbesondere bei der Umsetzung dieser eigens entwickelten Lösungen, ermöglicht die enge Abstimmung zwischen Planer und Hersteller über alle Leistungsphasen ein gutes Ergebnis, welches die Vielfalt an Spielangeboten im innerstädtischen Raum enorm bereichert.
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