Von Eva Schiemann (Greenbox Landschaftsarchitekten Hubertus Schäfer + Markus pieper Partnergesellschaft mbB)
Bernberg ist einer der am dichtesten besiedelten Stadtteile der oberbergischen Stadt Gummersbach. Das Miteinander von unterschiedlichen Nationalitäten und die kulturelle Vielfalt verleihen dem Stadtteil sein besonderes Gesicht. Und auch wenn Bernberg viele positive Eigenschaften aufweisen kann, so hat sein Image in den vergangenen Jahren gelitten. Die unterschiedlichsten Interessen der heterogenen Bevölkerung auf so dichtem Raum zu vereinen, stellt für die Stadt und seine Bewohner:innen eine zunehmende Herausforderung dar.
Das Quartier Bernberg befindet sich derzeit in einer Umbruchphase und sieht sich - wie die meisten ländlichen Räume in Nordrhein-Westfalen - mit den Folgen des demographischen Wandels konfrontiert. Der Ort weist prägnante Strukturen der 1960er- und 1970er-Jahre auf und an vielen Stellen zeigt sich städtebaulicher Erneuerungsbedarf. Auch der öffentliche Raum, durch die Planungsansätze seiner Zeit geprägt, entspricht nicht dem gegenwärtigen Verständnis von qualitätvollen Grün- und Freiflächen. Die Frage, wie die Bürger und Bürgerinnen Bernbergs zukünftig gut miteinander leben wollen, galt es zu beantworten.
Mit dem Städtebauförderprogramm „Soziale Stadt Bernberg“ öffnete sich die Chance einer neuen Gestaltung der öffentlichen Flächen zugunsten von mehr Aufenthalts- und Lebensqualität. Unter aktiver Einbeziehung der Bevölkerung und vieler Akteur:innen vor Ort entwickelten wir in einem kooperativen Werkstattverfahren ein zielgruppengerechtes Konzept, das die individuellen Potentiale und Eigenarten Bernbergs in den Fokus stellt. Die Freiräume des Stadtteils wurden anhand dieses Konzeptes zukunftsfähig und dem Ort angemessen gestaltet und fördern zukünftig wieder das Miteinander und den Austausch in dem von vielen Kulturen geprägten Quartier.“.
Kennzeichnend für Bernberg ist seine ausgeprägte Topografie. Während das Zentrum in einem Tal liegt, weisen der Süden und Norden eine deutlich exponiertere Lage auf. Umgeben ist der Ort von attraktiven Wiesen- und Waldstrukturen, die durch Wanderwege erschlossen sind und als Naherholungsraum für die Bevölkerung dienen. Ein den Stadtteil von Norden nach Süden durchlaufender Grünzug weist unterschiedliche Qualitäten auf und akzentuiert durch eine Wegeverbindung die Nord-Süd-Achse. Im Gegensatz zur nördlichen, durchgehend geschlossenen Wegeführung weist sie im Süden mehrere Lücken auf. An dieser Nord-Süd-Achse orientieren sich einige wichtige soziale Einrichtungen.
Das umgestaltete Stadtteilzentrum mit neuem Marktplatz und sanierter Begegnungsstätte stellt den urbanen Mittelpunkt innerhalb dieser „Grünen Fuge“ dar. Der topografisch bewegte Grünzug wird durch ein mäandrierendes Wegesystem um Spiel- und Aufenthaltsangebote ergänzt und stellt die barrierearme Erschließung sowie die Nutzung für Fußgänger:innen und Radfahrer:innen sicher. Durch den gewundenen Verlauf der Wegeführung entstand die Idee der „Landschaftskaskaden“. Diese legen sich als horizontale Ebenen in das geneigte Gelände und bilden ebenerdige Räume mit unterschiedlichen Atmosphären und Funktionen. Das Angebot orientiert sich dabei an den Nutzungen der angrenzenden Bestandsflächen und reagiert auf diese. So bilden sich entlang der Nord-Süd-Achse neue zielgruppenorientierte Treffpunkte und Aufenthaltsräume. Ein Aussichts- und ein Aktionsplateau sowie Spielplätze und Vegetationsflächen wurden auf Bedürfnisse der jüngeren Bevölkerung ausgerichtet und angepasst.
Die durchgehend und einheitlich gestaltete Nord-Süd-Achse verbindet die Landschaftskaskaden mit dem Zentrum und ermuntert die Nutzer:innen, diese Räume zu erkunden:
Spielplatz
Der erste Wegemäander spannt den Rahmen für den Spielplatz zu Beginn der Nord-Achse auf. Die durch die Wegeführung entstehende Topografie bildet zugleich eine räumliche Kante, die die Fläche einfasst und an deren schrägen Kletterwänden ein Spiel mit dem Höhenwechsel der Ebenen entsteht. Dieser Höhenunterschied ermöglicht diverse Spielmöglichkeiten wie Rutschen und Klettern. Der Sandboden dient als Fallschutz sowie als Spielfläche und bietet zugleich dem sogenannten „Letter Parcours“ Raum, der mit seinen bespielbaren Buchstaben verschiedene Kulturen und Sprachen auf spielerische Weise verbindet. Eine angrenzende Wiese bildet den östlichen Abschluss des Spielplatzes. Hier findet sich ein Bereich mit Schaukeln, im Boden eingelassenen Trampolinen und weiteren, unter anderem auch freien Spielmöglichkeiten, die Abenteuer bieten und zur spielerischen Aneignung der umgebenden Landschaft anregen.
Erste Kaskade
Die erste Aufweitung in Nord-Süd-Richtung bildet einen der zahlreichen Auftaktplätze. Hier finden sich Bänke zum Verweilen und Ausruhen. Die an den Platz anschließenden Landschaftskaskaden integrieren diverse Nutzungen. Die Plattform wurde als Kommunikations- und Begegnungsort und mit der Möglichkeit für ein Picknick an Sitzhockern erweitert. Das freie Kinderspiel bietet mit hohen Gräsern und Holzplattformen die Möglichkeit der Naturerfahrung. Ausprobieren und Experimentieren werden im Sandlabor durch Sandsiebe und Spielwände gefördert, die kognitive Entwicklung steht hier im Vordergrund. Die unterste Ebene der ersten Kaskade ist ein Ort der Kreativität mit einer bunten Tartanoberfläche und einer zu bemalenden Kreidetafel an den Wänden. Markierungen auf dem Boden geben Impulse zum Erlernen geometrischer Figuren und regen zum Nachmalen an.
Zweite Kaskade
Zwei Auftaktplätze rahmen die zweite Kaskade ober- und unterseitig. Die oberste Ebene formt mittels bestehender Topografie einen „Ort der Entschleunigung“. Auf Sonnenliegen können sich die Bürger und Bürgerinnen ausruhen und die Zeit der Ruhe genießen. Folgt man der Topografie abwärts, schließen zwei Duftgärten thematisch an das Konzept der Kontemplation an. Bewusstes Wahrnehmen visueller, olfaktorischer und haptischer Reize, die durch Stauden und Kräuter im jahreszeitlichen Wechsel erzielt werden, lassen Abstand nehmen vom alltäglichen Trubel.
Die letzte Ebene erhielt mit dem unteren Auftaktplatz und dem Boule-Feld erneut einen Bereich der Zusammenkunft und Kommunikation, bei dem man sich spielerisch austauschen kann. Wegebegleitende Bänke und Aufenthaltsmöglichkeiten bieten zusätzlich Möglichkeiten zum Verweilen und Innehalten.
Dritte Kaskade
Der Kirchplatz bildet den Auftakt zur dritten Kaskade, die sich allgemein zurückhaltender präsentiert. Großräumige Sitz- und Aufenthaltsgelegenheiten finden sich auf dem Vorplatz der Kirche. Die Wegeführung wird von ruhigen Pflanzflächen und kleineren Sitzmöglichkeiten begleitet. Im weiteren Verlauf dieser Kaskade setzt die Fußgängerbrücke an, die direkt ins Stadtteilzentrum führt.
Prägend für das Gesamtkonzept sind die Spiel- und Ausstattungsgegenstände sowie die Bepflanzung in dem von den Bürger:innen gewählten Farbkonzept in Violett. Um den Eindruck einer verbindenden Nord-Süd-Achse weiter zu stärken, wählten wir ein einheitliches und signifikantes Bepflanzungskonzept. Diese ergänzende Ebene durchzieht als „Fluss der Bäume“ die Nord-Süd-Achse in Form von mehrstämmigen Gehölzen. Je nach Jahreszeit akzentuieren diese die Freiräume im Stadtteil und machen sie zum Blickfang, schaffen reizvolle Kulissen und geben dem Ort einen hohen Wiedererkennungswert. Im jahreszeitlichen Verlauf werten Blühaspekte und Herbstfärbungen in auffallenden Blattfarben den Stadtteil gestalterisch auf.
Zur Stärkung der Identität und Sichtbarkeit entwarf unser Team ein individuelles, auf die lokalen Gegebenheiten angepasstes Möblierungskonzept für Bernberg. Es besteht aus wiedererkennbaren Elementen, die sich harmonisch in den Stadtteil einfügen und nach Bedarf erweiterbar sind. Zusätzlich beinhaltet das Möblierungskonzept ein eigenes Leitsystem für Bernberg sowie für die umliegenden Wanderwege.
Das Sitzmobiliar reagiert auf die verschiedenen Typologien: für die Parkwege und - Plätze ergibt sich eine polygonale Grundgestaltung aus Metall, die den Farbton der Markierung aufgreift und eine klare Formensprache aufweist. Mit seinem modernen Design bietet das Mobiliar einen hohen Wiedererkennungswert, ist identitätsstiftend und fügt sich in das Farbkonzept ein.
Das Stadtteilzentrum diente bislang als funktionaler Durchgangsraum und bot wenig ansprechende Aufenthaltsflächen. Um die Wahrnehmung des Zentrums als Kommunikations- und Aufenthaltsraums für die Bevölkerung Bernbergs zu stärken, integrierten wir es in das neue Gestaltungskonzept und setzen das Möblierungs- und Bepflanzungskonzept der Nord-Achse fort. Eine Treppen-Rampen-Kombination unterstützt die barrierearme Erschließung innerhalb des Stadteilzentrums und macht den Raum für alle Altersgruppen erlebbar.
Die umgesetzten Maßnahmen tragen dazu bei, die Lebensbedingungen im Stadtteil zu verbessern und Bernberg wieder als attraktiven und einzigartigen Lebensraum für seine Bewohner und Bewohnerinnen aufleben zu lassen. Das Quartier soll auch zukünftig ein anziehender Wohnort für junge Familien und Jugendliche sein, ein seniorengerechtes Umfeld bieten und einen Ort mit Integrationsmöglichkeiten verschiedener Kulturen darstellen.
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