Logo

Playground@Landscape

Internationales Fachmagazin für Spiel-, Sport- und Freizeitanlagen

Slide 0
Slide 1
Slide 2
Slide 6
Slide 7
Slide 8
20.06.2011 - Ausgabe: 3/2011

Mülheim an der Ruhr: Dschungel mit viel Sport

Mülheim an der Ruhr, als besonders grüne Stadt, am Fluss und mitten im Ruhrgebiet gelegen, ist traditionell eine beliebte Wohnstadt, die sich auch der Familienfreundlichkeit verschrieben hat.

Photo

Einstimmig gewähltes Motto für den Platz, seitens der Kinder, war „Dschungel mit viel Sport“. Dieses gelungene Konzept wurde von der Stiftung Grüne Stadt, die den Wettbewerb „Grüne Spielplätze“ veranstaltet, ausgezeichnet. Aus 66 Bewerbungen hat die Jury sich unter anderem für das Spielplatzkonzept „Dschungel mit viel Sport“ aus Mülheim entschieden und zur Preisübergabe nach Nürnberg eingeladen. Am 17. September 2010 wurde dort das Sieger-Konzept und die fünf Platzierten auf der Fachmesse GaLaBau vorgestellt.

„Wir freuen uns über diese Auszeichnung, unter den fünf Besten zu sein. Dies zeigt, dass wir mit unseren Konzepten zur Spielplatzplanung in Mülheim auf einem sehr guten Weg sind und ist gleichzeitig eine Bestätigung unserer Arbeit. Wir gehören schon jetzt zu den Gewinnern!“, freute sich Nina Leffmann vom Amt für Grünflächenmanagement und Friedhofswesen, die als Chefplanerin des Kinderspielplatzes Hofackerstraße maßgeblich am Erfolg beteiligt war.

Der Kinderspielplatz Hofackerstraße/ Hoffmannsweg liegt auf einer ehemaligen Brachfläche, die beim Bau eines überörtlichen Fuß-/ Radweges "übrig" blieb. Aufgrund eines zuvor bereits im Teilraumentwicklungsplan dokumentierten Spielflächendefizits im Stadtteil, wurde diese Brache 2004 bei der Neuaufstellung des Flächennutzungsplanes als potenzielle Spielplatzfläche gesichert.

Nach Einholung von statistischen Altersdaten zur Bedarfsermittlung, Bodenanalyse, Erteilung einer Baugenehmigung und der Grenzfeststellung, hat im September 2008 eine moderierte Kinderbeteiligung durch das Büro von Uta Schütte-Haermeyer aus Dortmund stattgefunden. 21 Kinder zwischen fünf und zwölf Jahren nahmen zunächst an einer Exkursion zum künftigen Spielplatz und anschließend an der Planungswerkstatt mit Ideenfindung, Mottofestlegung, Skizzieren der wesentlichen Elemente und Modellbau teil. Die Ergebnisse dieser Planungswerkstatt wurden noch am selben Tag Vertretern aus der Politik, Kollegen aus der Verwaltung und interessierten Bürgern/ Anliegern vorgestellt. Einstimmig gewähltes Motto für den Platz, seitens der Kinder, war "Dschungel mit viel Sport", was sicher zum großen Teil dem Zustand der Brache und dem Anblick, der sich den Kindern Mitte September 2008 vor Ort bot, geschuldet war.
Der wilde und abenteuerliche Charakter des Geländes mit dem vorhandenen Aufwuchs zum Verstecken und für Rollenspiele sollte auf jeden Fall erhalten bleiben. Die vorgefundene vielfältige Flora und Fauna weckte bei den Kindern aber auch den Naturschutzgedanken und darüber hinaus den Wunsch nach größeren Tieren. Gegenstand aller Überlegungen der Kinder waren Aktivitäten wie Schwingen, Schaukeln und Klettern. Überraschenderweise war Fußball spielen kein Thema, aber das mit Abstand meistgenannte Einzelelement war eine Seilbahn, so dass die Anschaffung dieses Gerätes von Anfang an gesetzt war.

Aufgrund einer vorläufigen Kostenschätzung für ca. 1.250 m² Fläche wurden von Seiten des Grünflächenmanagements 100.000,00 Euro im städtischen Haushalt angemeldet. Eine Mittelbereitstellung erfolgte geteilt für zwei Maßnahmejahre.

Die Planung und Vorbereitung dieses Projektes sollte im Wert von ca. 40.000,00 Euro in 2008, die Bauausführung im Wert von rund 60.000,00 Euro in 2009 vorgesehen werden. Im Oktober 2008 wurde ein externes Landschaftsarchitekturbüro, Büro Teschner aus Dülmen, mit der Planung und Bauleitung für den Spielplatz beauftragt.
Wesentliche Aufgabe war möglichst viele der Anregungen der Kinder in einem Gestaltungsplan zu integrieren. Als abschließender Beteiligungsschritt, um die Identifikation mit dem Projekt zu fördern und das Gefühl für Verantwortung zu vermitteln, wurde diese Planung den Kindern und interessierten Erwachsenen vorgestellt und gleichzeitig für die Übernahme einer Spielplatzpatenschaft geworben.

Der politische Beschluss zum Bau des Spielplatzes war reine Formsache. Anschließend konnte mit Ausschreibungen in die aktive Bauphase eingetreten werden. Zum Ende des Jahres 2008 fanden auf dem Grundstück Rodungs- und Räumungsarbeiten statt, die jedoch schon im Hinblick auf die Erhaltung des Dschungelcharakters besonders schonend vorgenommen wurden. Vorhandene Lichtungen wurden vorsichtig auf die erforderliche Größe erweitert, um die ausgewählten Spielgeräte platzieren zu können. Schmale Schneisen im Bestand ermöglichten die Arbeit des Zaunbauers und öffneten Sichtbeziehungen im Gelände. Nur dort wo notwendig, nämlich gegenüber den Industrie- und Verkehrsflächen, wurde eine Abgrenzung durch Zaun installiert, allerdings auch hier eher unkonventionell, im Verlauf mit den natürlichen Vegetationsgrenzen und entlang der vorhandenen Trampelpfade.

Der eigentliche Spielplatzbau fand dann im Frühjahr 2009 statt. Im Eingangsbereich, der zur Hofackerstraße recht eng und geschlossen wirkt sollte ein "Hingucker" auf den Spielplatz aufmerksam machen, z.B. ein geschnitzter Papagei, der das Thema Tiere aufgreift. Der vordere, stark besonnte, Teil der Fläche diente zur Errichtung des Kleinkinderbereiches, mit Sandkasten, Schlangenkorb zum Verstecken, Kriechtunnel und Sitzmöglichkeiten für begleitende Erwachsene. Hier sind auch Papierkörbe integriert. Gepflasterte Wege- und Platzflächen wurden dagegen nicht vorgesehen.
Daneben befindet sich die gewünschte Seilbahn.
Im hinteren Bereich des Grundstückes, welcher für die Kinder im Grundschulalter gestaltet wurde, entwickelt sich eine Seillandschaft, die wiederum das Motto aufnimmt, da sie stark an Lianen erinnert. Hier werden vielfältige Kletter-, Balancier-, Schwing- und Schaukelmöglichkeiten geboten. Zentraler Punkt dieser Anlage wird ein „Palmwedelhaus", welches den Kindern als Ausguck dient und für Versteck- und Rollenspiele zur Verfügung steht. In dieser Kletterlandschaft verbergen sich weitere geschnitzte Tiere, die an den Dschungel erinnern, z.B. Affe, Spinne, Leopard.
Im hintersten Streifen des Geländes wurde der Aufwuchs und damit der Charakter der
Fläche möglichst nicht angetastet, in diesem "dichten Dschungel" bieten sich Möglichkeiten zum freien Spiel, ein ebenfalls oft geäußerter Wunsch der Kinder.
Im Mai 2009 wurden alle Spielgeräte aufgestellt, ausgebaut wurden insgesamt 1.800 m², die Bausumme von 100.000,00 Euro wurde vollständig verausgabt.
Mitte November 2009 erfolgte die erste Jahreshauptinspektion durch die Dekra.

Spielplatzsituation in Mülheim an der Ruhr

„Die Stadt verfügt über gut 100 öffentliche Spielplätze, die sich auf das gesamte Stadtgebiet verteilen. Mehr als die Hälfte aller Plätze wird durch Paten betreut. Jedes Jahr wird in mindestens ein Großprojekt investiert, umfangreiche Überarbeitungen von bestehenden Anlagen und neue Spielplätze nach Bedarf. Da in den vergangenen zehn Jahren erkannt wurde, dass nur eine kontinuierliche Arbeit nachhaltig sein kann, wurde der Etat für Investitionen auf den öffentlichen Kinderspielplätzen verfünffacht. Entscheidend für die finanzielle Ausstattung in Bezug auf das Spielen ist allerdings die hohe Spendenbereitschaft für dieses Thema. Größter Sponsor mit regelmäßigen Zuwendungen ist die Leonhard-Stinnes-Stiftung, ohne deren Mittel das Niveau nicht aufrechtzuerhalten wäre. Regelmäßig jährlich werden, z.B. im Rahmen der Ersatzbeschaffung, ca. 70 Geräte und Ausstattungselemente erneuert. In der Regel gelingt es durch die engmaschigen Kontrollen den Vergang des Materials so zu dokumentieren und die Beschaffung so zu steuern, dass der Wegfall von Geräten sehr zeitnah auch zu deren Ersatz führt und auf keinen wesentlichen Spielinhalt lange verzichtet werden muss. Dazu trägt in besonderem Maße die Jahreshauptinspektion bei, die in Mülheim seit zehn Jahren durchgeführt wird. Die wechselnden Gutachter, bzw. Sachverständigen, kommen seit mehreren Jahren zu einer insgesamt sehr guten Bewertung der Mülheimer Spielplätze.
Abgesehen von den üblichen Beteiligungsverfahren, die seit mehreren Jahren selbstverständlich vor Baubeginn durchgeführt werden, beabsichtigt Mülheim in Kürze eine Spielleitplanung auf den Weg zu bringen, um ein flächendeckendes Instrument in der Spielraumgestaltung an die Hand zu bekommen und noch besser auf die verschiedenen Aspekte in der städtischen Spiellandschaft eingehen zu können,“ sagt Anke Degner, Stellv. Pressesprecherin, Stadt Mülheim an der Ruhr.
 

Mehr zum Thema Spielplatzsicherheit

image

Spielplatzsicherheit

Sag mal Mutti, wer darf eigentlich Spielplätze kontrollieren?

Und wenn wir jetzt im Internet unter „www.frag-mutti.de“ mal nachschauen, würden wir wahrscheinlich keine....

image

Spielplatzsicherheit

Wie testet man die Sicherheit von Fallschutzböden auf Spielplätzen?

Das Prüfverfahren zur Bestimmung der Stoßdämpfung laut DIN EN 1177:2018 (Stoßdämpfende
Spielplatzböden)

image

Spielplatzsicherheit

Sicherheit auf dem Spielplatz Die unendliche Geschichte – ständig neu aufgekocht?

Nichts ist sicherer als der Kinderspielplatz! Eine gewagte These oder Wirklichkeit?

image

Spielplatzsicherheit

Von der Rollsporteinrichtung zum Skatepark - Die Entwicklung der DIN EN 14974

Die sicherheitstechnische Normgebung hat auf dem Gebiet des Rollsports wahrlich einen langen und steinigen Weg hinter sich: Als im Jahre 1995 die DIN-Norm für Rollsporteinrichtungen – damals noch unter der DIN 33943 – veröffentlicht wurde, erlebte der Rollsport gerade einen ersten sogenannten „Boom“.

image

Spielplatzsicherheit

DIN EN 1177:2018 Stoßdämpfende Spielplatzböden – Prüfverfahren zur Bestimmung der Stoßdämpfung

Die unterschiedlichen Fallschutzbeläge variieren hinsichtlich Kosten, Mindest-Einbaustärken sowie Reinigungs- und Pflegeanforderungen. Es ist zu beachten, dass die wichtigste Eigenschaft dieser Beläge die sicherheitsrelevante Stoßdämpfung darstellt. Dies ist die Eigenschaft des Spielplatzbodens, die Aufprallenergie abzubauen, die entsteht, wenn ein Kind von einem Spielgerät stürzt. Somit wird eine kritische, also lebensbedrohende, Verletzung des stürzenden Kindes weitestgehend ausgeschlossen.