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Internationales Fachmagazin für Spiel-, Sport- und Freizeitanlagen

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17.08.2011 - Ausgabe: 4/2011

Von der Gartenschau zum Bürgerpark- Nachnutzung in der Praxis

Unter dem Titel „Von der Gartenschau zum Bürgerpark - Nachnutzung in der Praxis" lud die Deutsche Bundesgartenschau-Gesellschaft (DBG) am 8. Juni in die Bonner Bundeskunst- und Ausstellungshalle ein.

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Nachhaltigkeit ist heute ein vielstrapaziertes Wort. Für Gartenschauen bewahrheitet sich dessen Inhalt, wenn die Nachnutzung der Fläche erfolgreich war, denn als wichtiges Instrument der Stadt- und Grünentwicklung wirkt eine Gartenschau weit über die eigentliche Veranstaltung hinaus. So ist es heute mehr denn je von Bedeutung schon vor der BUGA/IGA/LaGa über Pflege, Verwendung, Bespielung und Verwaltung des Veranstaltungsortes als Park nachzudenken: In Bonn wurde das Thema unter allen wichtigen Aspekten kritisch beleuchtet: vom Parkkonzept über das Management, den Kosten und der Wertschöpfung, dem Bürgerbegehren und Denkmalschutz bis zum Tourismus. Die Referenten - alle aus der Praxis - zeigten exemplarisch Maßnahmen auf, mit denen auch nach der BUGA ein hoch frequentierter und erfolgreich funktionierender Volkspark unterhalten werden kann.

Geht's nur Grün oder geht mehr?

Die BUGA geht, der Pflanzenschmuck auch - ein klassisches Problem. Was trotz knapper Kassen in den Kommunen mit Phantasie bewegt werden kann, vermittelte Thomas Hanster, Parkleitung Essen, der mit inzwischen 60 Kooperationspartnern und Eintritt den GRUGA Park refinanziert, und sein Essener Publikum mit vielen Initiativen in regelmäßigen Intervallen anzieht - zur Pflanzen-Raritätenbörse zum Beispiel oder zur Mustergartenanlage, die von ausgezeichneten GaLa Betrieben kostenlos gepflegt wird. Ein Faszinosum ist auch der kontinuierlich gepflegte berühmte Dahliengarten. Über allem liegt heute ein Klima, das - geprüft - der Qualität eines Kurortes entspricht. „Kur vor Ort e.V." öffnete auf dem Parkgelände den Blumenhof mit Gesundheitsangeboten. Damit liegt Essen im Trend! Mit Ideen zur intensiven Nachnutzung des ehemaligen BUGA Parks verankerte die Parkleitung schon früh den Stellenwert von Grün bei der Stadt. Heute zählt die Ruhrmetropole zu den drei grünsten Großstädten Deutschlands.
Kollege Dieter Fuchs, Leiter des Grünflächenamtes in Bonn, und damit auch verantwortlich für den Rheinauenpark von 1979, berichtete von seinen Erfahrungen mit Großveranstaltungen: jährlich feiert er dort das Open-Air Konzert „Rheinkultur" mit bis zu 200.000 Besuchern. Sein Vortrag bot viele praktische Hinweise, zum Beispiel seine Detaillösung im Wegebau: er pflastert Anfahrtswege zum Veranstaltungsort im Park parallel mit Rasengittersteinen - so können Grünbeschädigungen durch Lieferfahrzeuge vermieden werden und die Ästhetik leidet nicht. Auch für ihn gilt: stetige gute Pflege und Erneuerung sind zum Erhalt seiner Grünflächen unumgänglich. Und die gibt es nicht zum Nulltarif, sondern muss von den Kommunen von Anbeginn an finanziell gewährleistet sein. Bewachung gegen Vandalismus, vernünftige Verträge mit Veranstaltern und der Ausbau der Infrastruktur auf einer klar formulierten Basis im Auftrag der Politik steuern dazu bei.

Alleinstellungsmerkmale und gutes Marketing helfen

Diethild Kornhardt, die den Volkspark Bornstedter Feld leitet, hat ihre Weichen für die Zukunft des Parks mit der Akquisition zur Ansiedelung neuer Attraktionen durch externe Pächter und weiterer Kooperationspartner gut gestellt. Im Volkspark Bornstedter Feld, der stark von Familien frequentiert wird, gibt es eine Fußballschule, einen Jugendcircus, Partygärten und eine Beachvolleyball-Anlage. Zur hohen Akzeptanz hat sicher auch beigetragen, dass eigene Veranstaltungsmarken wie das internationale Drachenfest etabliert werden konnten. Über Werbekampagnen, die speziell Jugendliche und Familien ansprechen, hat sie ein frisches uniques Parkimage geschaffen. Seit seiner Gründung 2002 hat der Volkspark jährlich mehr Besucher gewonnen: 2010 zählte er 370.000 Menschen, die Entspannung und Erlebnis im Grün suchten. Diethild Kornhardt lässt nicht aus, das bei der Bewirtschaftung des Bornstedter Feldes Entwicklungsarbeit zum Thema „Wertschätzung von Grünanlagen" geleistet wird. Setzt sich die jährliche Kürzung der Haushaltsmittel fort, droht ein Instandhaltungsrückstau, der nur schwer wieder auszugleichen ist. Den stetig steigenden infrastrukturellen Bedürfnissen kann aufgrund begrenzter Mittel nicht nachgekommen werden. Sie empfiehlt jedem Parkbetreiber für das Nachnutzungskonzept mit der Kommune einen Basisbetrag für die Instandhaltung auszuhandeln, der nicht gekürzt werden darf.

Management, Rechtsformen und Finanzierung sind vorab zu klären

Von der GrünBerlin GmbH referierte Geschäftsführer Christoph Schmidt über das Parkmanagement des Britzer Gartens von 1985, der eine Neukonzeption für langfristige Pflege und Entwicklung erhielt: übrigens auf Wunsch der Bevölkerung, die sich in einer Umfrage äußerte, den Park in seinen Grundstrukturen und Umfängen zu erhalten. Ursprünglich war nach der Gartenschau eine extensive Nutzung mit Biotopbereichen und großen Wiesenflächen vorgesehen. Doch durch den Erfolg der BUGA stieg der öffentliche Druck, einen qualitativ hochwertigen Freiraum zu erhalten. Nun gibt es zwar weniger Wechselflor, aber insgesamt stehen den Potsdamern ca. 85 % des alten Gartenschaugeländes inklusive der Staudenbereiche und Themengärten zur Verfügung. Zum Schutz der Qualität des Geländes ist es von einer Umzäunung umgeben und Besucher zahlen für seine Pflege symbolische 50 Cent. Ein starker Rückbau und die Umnutzung verbliebener Gebäude, die Reduzierung des Personals, gut gesteuerte externe Dienstleister im Wettbewerb, sowie die Möglichkeit der freien Verwertung von Einnahmen aufgrund der Sonderstellung von GrünBerlin GmbH und einer gezielten Vermarktungskampagne machen den Erfolg der immer noch sehr gefragten und gepflegten Anlage aus.

Einmal BUGA - immer BUGA?

… fragte die DBG ihren Referenten Johannes Blume, Städtischer Gartenbaudirektor Stadtgrün Dortmund. Und dann kam die Überraschung: auf dem Praxisforum offenbarte er, dass bereits Gespräche zwischen dem OB und ihm liefen, erneut eine BUGA auszurichten. In Dortmund weiß man um den Wert des Grüns für die Stadt - 49 % Grünflächen sprechen für sich. Der Westfalenpark, in dem schon dreimal eine BUGA stattfand, ist einer der wichtigsten Imagefaktoren für den Freizeitwert Dortmunds. Grün baut dort das Vorurteil vom „grauen Ruhrgebiet" ab. Eine BUGA Wiederholung ist stets mit einer Park-Renovierung verbunden und innovativen Neuerungen: 1991 etablierten sich Lehr - und Bildungsangebote wie das Naturschutzhaus, das Regenbogenhaus, das Deutsche Kochbuchmuseum, das VEW Sonnenenergiehaus und die Volkssternwarte. Der Westfalenpark hat durch seine stete „Erneuerung" die Attraktivität des Wohn- und Industriestandortes Dortmund deutlich erhöht. Eine zukünftige BUGA oder IGA, unter Einbeziehung des Rombergparks, des Botanischen Gartens - in der Nähe des Phoenixparks und des Emschertals - kommt der demographischen Entwicklung der Zukunft entgegen: die Jungen suchen Naherholungsgebiete im Zentrum, die Alten wollen nicht auf der grünen Wiese isoliert werden. Johannes Blume sieht viel Potential im Bürgerpark.Auch Köln erhofft sich mit einer wiederholten BUGA den Ausbau des „Grünzugs Süd" unter Einbezug des Friedensparks und des Großmarktgeländes - wenn die politischen Weichen denn so gestellt werden, wie Dr. Bauer vom dortigen Grünflächenamt betont.

BUGA unterstützt den Denkmalschutz

Die BUGA Schwerin bietet ein gutes Beispiel für die Möglichkeiten der Instandsetzung einer barocken Gartenanlage über das Medium einer Gartenschau und deren Nachnutzung. Stefan Wenzel, Ministerialrat im Ministerium für Verkehr, Bau und Landesentwicklung Mecklenburg-Vorpommern referierte über das Zusammenspiel von Behörden und bauausführenden Unternehmen, von der BUGA Gesellschaft, der Stadt und dem Denkmalschutz bis es zur Renovierung des Schlossgartens nach den Plänen Peter Joseph Lennés als zentraler Ausstellungsfläche der BUGA 2009 kam. Schwerins Schlossgarten erhielt eine neue Uferbefestigung, sein Wasserregime wurde geordnet, die Wehre automatisiert, die Kanäle entschlammt. Blickachsen wurden freigeschlagen, neue Bosquette gepflanzt und die Pracht des barocken Schlosses konnte in seiner ursprünglichen Form und Umgebung wieder ganz neu erlebt werden. In diesem Ensemble hat sich inzwischen der Schweriner Gartensommer etabliert, ein Festival zwischen Mai und September, das die Tradition der BUGA weiterspielt und den Schwerin-Tourismus belebt.

Die Gartenschau ist attraktives Reiseziel - auch langfristig?

Dieter Hütte, Geschäftsführer der TMB, Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH brachte seine Erfahrungen aus zwei BUGAs und 4 LaGas mit nach Bonn. Das Fazit: Mit einem städtebaulichen Rahmenkonzept, das nicht nur die Sanierung oder Schaffung von Grünflächen bewirkt, sondern auch massive Investitionen in die touristische Infrastruktur bedeutet und später auch private Investoren anzieht, verändern sich Städte - gerade Mittelstädte und alte Oberzentren und werden als touristische Destinationen neu entdeckt. Der positive Geist einer BUGA setzt sich fort - zumal mit der Einbindung in nachfolgende Themenjahre (z. B. Kulturland Brandenburg). Die Empfehlung Dieter Hüttes: Maßstab bei der Planung sollten städtebauliche Fragestellungen sein, die die touristische Qualität des gesamten Standortes stärken. Touristische Nachnutzungkonzepte müssen finanzierbar sein. Impulse wirken nur über ein Netzwerk lokaler und regionaler Leistungsträger. Städte ohne relevantes touristisches Image haben es ohne Marketingetats in der Zeit nach der Gartenschau schwer, sich dauerhaft zu profilieren. Gleich ob ein Park dem Grünflächenamt unterstellt wird oder kommunalen Gesellschaften, - noch vor der Nachnutzung muss finanzielles Engagement gewährleistet sein.

Profil gewinnen mit einer Auszeichnung

Um das Bewußtsein für werthaltige Grünflächen bei den Bürgern zu schärfen und die Parks im Marketing zu unterstützen, vergibt die Deutsche Bundesgartenschau-Gesellschaft mbH, (DBG) in Bonn zweijährlich einen Ehrenpreis für hervorragend nachhaltige Parknutzung. Köln erhielt ihn 2007 und Essen 2010, wie Jochen Sandner, Geschäftsführer der DBG ausführte. Die Wettbewerbs-Ausschreibung legt strenge Bewerbungskriterien an: mit dem Preis verbinden sich die Schaffung hochwertiger Städtebauflächen, der Zugewinn wertvoller Grünflächen, eine positive wirtschaftliche und touristische Entwicklung und der Erhalt städtischer Grünanlagen in besonders hohem Pflegezustand. Die Jurierung erfolgt durch den Verwaltungsrat und die DBG. Der Aufforderung, sich um den Preis zu bewerben, werden sicher einige der Gäste nachkommen, die sich nach der Veranstaltung auf dem Dach der Bonner Bundeskunst- und Ausstellungshalle im Liebermann-Garten trafen. Auch Gartenkunst und Kunst im Garten boten Anregungen zum Austausch - vielleicht sind sie Themen des nächsten DBG Praxisforums.
Das neue Event-Format hat sich als wertvolle Diskussionsplattform erwiesen und wird aufgrund der Nachfrage mit stärkerem Workshopcharakter und mehr Zeit zum Austausch - alternierend zum DBG Forum im nächsten Jahr - 2013 in Bonn fortgesetzt.



 

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