Stadt fair teilen - was kann Planung beitragen?
Unsere Städte sind über Jahrhunderte gewachsen, darin spiegelt sich auch die Geschichte der städtischen Gesellschaft, wer hatte das Sagen, für wen waren welche Berufe zugänglich. Stadt ist ein...
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Mit all diesen Vorgaben im Kopf haben wir schließlich das Wasser-Erfahrungsfeld für die BUGA in Koblenz entwickelt. Wie der Name schon sagt, steht das Erleben von Wasser im Vordergrund, im Gegensatz zu den drei anderen Themenspielbereichen, die auf dem BUGA Gelände verteilt sind. Nur wenige Schritte vom „Deutschen Eck“ entfernt können Kinder und natürlich auch Erwachsene an sieben Spielstationen, Wasser in vielfältiger Weise erleben. Grundidee des Konzeptes war es, wichtige Wassercharakteristika, die entlang eines Flusses auftreten in Wasser-Spielerlebnisse zu übersetzen. So wurden Themen wie „Die Quellen“, „ Die Springquellen“, „Die Welle“, „Das Labyrinth“, „Der See“, „Der Ausguck“, „Das Finale“ ausgewählt. In den Stationen kann Wasser gestaut, umgeleitet, versprüht, verspritzt, Strömungsbilder oder stehende Wellen erzeugt werden und alles ist interaktiv, vielfältig beeinflussbar und steuerbar.
Alle Spielstationen sind eigens für diesen Spielplatz entworfen und entwickelt worden. Insbesondere die Wassererlebnisse mussten im 1:1 Modell in unserem Atelier im Wasserversuch erprobt und weiterentwickelt werden. Teilweise wurden die Modelle von den Baufirmen später als Vorlage für die Herstellung der Originale genommen.
Der kräftig bunte Bodenbelag der Spielinseln besteht aus einem fugenlos verarbeiteten Fallschutzbelag. Das Farbkonzept lehnt sich an das Gesamtfarbkonzept der BUGA 2011 an, bei dem Rot- und Orangetöne im Vordergrund stehen. Die restliche Fläche ist aus einem gelblich-beigen Farbasphalt hergestellt, der im Wasserbereich zusätzlich beschichtet wurde.
Eingebettet sind diese Stationen in eine dreidimensionale, sanft modulierende Bodenskulptur, die das Wassereinzugsgebiet eines Flusses andeutet. Das Wasser der Stationen läuft aus verschiedenen Ebenen und auf verschiedenen Wegen dem „Finale“ zu, wo es dramatisch verschwindet. Ganz nebenbei hilft diese Form auch nach Überschwemmungen den Reinigungsprozess zu vereinfachen, da der gesamte Spielplatz einfach abgespritzt wird und sich der Schmutz am tiefsten Punkt sammelt, wo er entfernt werden kann. Ein weiterer Vorteil ist die Rollstuhltauglichkeit, können doch Rollstuhlfahrer den gesamten Spielplatz zu erkunden, da die Neigungen im Vorfeld mit Behindertenbeauftragten abgestimmt worden sind. Einige Spielobjekte sind zusätzlich so in der Höhe angeordnet, dass sie vom Rollstuhl aus bespielbar sind und selbst die Springquellen (Düsen) sind mit den Reifen der Rollstühle beeinflussbar.
Eingestreut in den gesamten Spielplatz sind Tritt- und Sitzsteine. Sie dienen dazu, vertiefte Bereiche in denen Wasser steht, trockenen Fußes überqueren zu können. Die Oberflächenreliefe dieser Elemente wurden in mehreren Workshops von Schülern- und Jugendlichen einer nahen Schule im Alter zwischen 6 – 16 Jahren entwickelt. Von in Tonplatten eingearbeiteten Designs wurden Negative gegossen und diese dann in die Gussformen der Tritt- und Sitzstein eingelegt. Die BUGA-Verantwortlichen legten insgesamt sehr viel Wert auf eine enge Beteiligung mit den Bürgern und die Hoffnung ist, dass sich durch die geschaffene Identifikation mit dem Gebauten, Vandalismus in Grenzen hält – Erfolge bei anderen Projekten lässt uns da hoffen.
Wichtig für die zielgerichtete Entwicklung von Spielelementen ist die frühzeitige und kontinuierliche Beteiligung des TÜV. Schon in der Planungsphase haben wir im Detail die Objekte mehrfach durchgesprochen, anhand von Modellbildern die Weiterentwicklung abgestimmt und so war schließlich die Bauabnahme nur eine Formsache.
Eine besondere Herausforderung war die Wassertechnik, denn die gesamte Anlage musste hochwassersicher hergestellt werden. Das bedeutet, alle unterirdischen Schächte und Bauwerke sind in druckdichter Bauweise herzustellen. Für notwendige Öffnungen im Boden sind zusätzliche Deckel herzustellen, die bei der Ankündigung eines Hochwassers aufgeschraubt werden, um Sedimenteintrag zu verhindern. Die Stromversorgung wurde so angeordnet, dass sie über der Marke des 100jährigen Ereignisses liegt. Bereits in der Bauphase wurde der Spielplatz überschwemmt und so konnte ein erster „Test“ der Anlage den ein oder anderen Schwachpunkt aufdecken, der noch leicht behoben werden konnte.
Arrondiert wird der Spielplatz zur Danziger Freiheit hin von dicht gestellten Bänken, die eine optische Trennung zum stark genutzten Geh- und Radweg schaffen. An der nördlichen Seite schließt sich ein Biergarten an, der den Eltern die Verpflegung sichert, falls die Kinder gar nicht mehr zum Weitergehen zu bewegen sind.