Die Planung größerer Skateparks ist heutzutage kein einfaches Aneinanderreihen von Elementen mehr, sondern vielmehr eine intensive Gemeinschaftsarbeit von Landschaftsarchitekten und Fachplanern. Doch damit hat man noch nicht alle Beteiligten „an Bord“. Entscheidend für die Gestaltung und die nachhaltige Nutzung ist die Mitwirkung sowie Beteiligung der lokalen Skateboard- und/oder BMX-Szene. Die effektivste Beteiligungsform ist hierbei ein Planungsworkshop mit den Jugendlichen, wie man es auch in Koblenz gemacht hat.
„Koblenz hat eine sehr lange Tradition der Beteiligung von Kindern und Jugendlichen an den Planungen in der Stadt, seit zehn Jahren koordiniert vom Kinder- und Jugendbüro Koblenz - das galt dann auch für die Bundesgartenschau und die zu planenden Spielflächen. Ich hatte seit längerer Zeit Kontakt zu etlichen Skatern und Bikern, die schon bei einem der vorangegangenen Koblenzer Jugendforen (Treffen von Jugendlichen mit Politik und Verwaltung, um Anliegen der Jugend mit Hilfe erwachsener Paten zu verwirklichen) verbesserte Möglichkeiten für ihren Sport gefordert hatten. Diese habe ich eingeladen und wir hatten in den Räumen der BUGA GmbH einen moderierten Workshop, bei dem die Entwürfe von Herrn Naschold im Beisein von BUGA-MitarbeiterInnen gründlich diskutiert wurden. Es gab viele eigene Vorstellungen sowie natürlich unterschiedliche Wünsche und Bedürfnisse der Skater und der Biker.“ Resümiert Brigitte Selugga-Reinschenk, Kinder- und Jugendbüro Koblenz.
Doch wie gestaltet man im Rahmen der Bundesgartenschau 2011 auf dem Schlossplatz vor dem Kurfürstlichen Schloss in Koblenz ein Skatepark? Dafür wurde DSGN concepts als Fachplanungsbüro für Skateparks vor diese Aufgabe gestellt und hat in Zusammenarbeit mit dem Büro RMP und der lokalen Szene einen zeitgemäßen Skatepark konzipiert.
Damit der Skatepark sich in die Umgebung des Schlossparks integriert, wurde er mit Elementen des urbanen Streetstyle gestaltet und beinhaltet Banks (Schrägen), Treppenstufen mit Geländer und Curbs (Sitzblocksteine) in verschiedenen Längen und Anordnungen. Für einen freien Blick auf das Kurfürstliche Schloss wurde der Skatepark abgesenkt und steht nicht höher als ein Sitzblockstein heraus, was gleichzeitig bei Events einen Vorteil für die Zuschauer bietet. Auf gleicher Höhe ist der Skatepark mit einem weiteren Sitzblockstein umrandet, um einen Abstand der Aktivitäten zum angrenzenden Weg zu gewährleisten. Die Anordnung der Elemente folgt einem Raster und ist in drei parallelen Fahrlinien aufgeteilt, die sich je nach Nutzungsintensität in einer „Line“ fahren lassen. So muss der Nutzer nicht vom Board absteigen, um die nächste Fahrlinie aufzunehmen. Beim Skateboarden ist nicht nur der einzelne Trick entscheidend, sondern die gezielte Anordnung für einen Flow (Fahrfluss) von mehreren Tricks hintereinander. Hierbei ist gezielt darauf zu achten, dass Skateboarder und BMXer eine unterschiedliche Haltung auf dem Sportgerät haben. Beim Skateboardfahren ist mal der rechte Fuß vorne, mal der linke. Die Fußstellungen nennen sich Goofy und Regular. Dazu kann man ein Obstacle (Skate-Element) auch auf unterschiedlichste Weise an- und abfahren. Mal vor- oder mal rückwärts, und dies in verschiedensten Winkeln. Diese Punkte sind maßgeblich und bestimmen die Größe, Anordnung und Auswahl der Elemente.
Nach dem ersten Planungsentwurf kamen noch lokale BMXer als weitere Beteiligungsgruppe hinzu und der Entwurf wurde dahingehend noch einmal geprüft und überarbeitet. Ein typisches Element für einen BMX-Parcours ist die „Jump-Box“, bestehend aus einer Transition (Rundung) und einer Bank. Da das Gesamtkonzept jedoch urbaner ausgelegt ist, hatte man sich gemeinsam darauf geeinigt, beide Seiten als Banks zu gestalten. So gibt es für die BMXer einen größeren Jump, der von Skateboardern gleich intensiv genutzt werden kann. Die Höhe war jedoch ein Kompromiss, denn BMXer benötigen eigentlich größere Rampen auf Grund der Gegebenheiten ihres Sportgerätes. Im urbanen Streetstyle liegt der Fokus jedoch nicht auf hohen Elementen, sondern eher auf eine verspielte Kombination diverser Kleinstelemente, die von jeder Nutzer- und Könnerklasse genutzt werden kann.
Der Skatepark ist in einer kompakten Fertigteilbauweise von der Fa. Concrete gefertigt worden. Es wurde ganz auf die Qualität und Langlebigkeit von Fertigteilen gesetzt und der Skatepark ist als „ein“ Fertigteil produziert worden. Alle Kanten der Elemente sind mit einem Kantenschutz aus feuerverzinktem Stahl versehen, damit die Elemente auch bei einer intensiven Nutzung durch Grinden oder Sliden (Rutschen) nicht beschädigt werden. Nur die Flats, die geraden Fahrflächen zwischen den Elementen, wurden von einer Spezialfirma manuell gefertigt. Somit entstand ein zeitgemäßer Skatepark komplett aus Beton und es wurde gezielt auf Asphalt verzichtet. Beim Herstellen der Flats ist besonders darauf geachtet worden, dass die Oberflächen glatt sind, aber auch nicht zu rutschig. Die Fahreigenschaften der Flats machen einen Großteil der Qualität und Akzeptanz eines Skateparks aus. Ein zielorientiertes Konzept und eine fachgerechte Planung wirken sich somit nachhaltig auf die Nutzung des Skateparks aus.
Der Skatepark auf dem Gelände der BUGA 2011 in Koblenz „lebt“, wird intensiv genutzt und kommt bei den Jugendlichen sehr gut an. Für die Region ist er zu einem Magnet für Skateboarder, BMXer und auch Inliner geworden und lockt Skatetouristen aus anderen Regionen nach Koblenz. Am 20. August steigt der „BUGA Jam“, den BMX Profis, aber auch Amateure besuchen, um gegeneinander anzutreten. Beim „Best Trick Contest“ zeigt sich dann noch, wer den spektakulärsten Trick des Tages macht: „Heaven Is A Halfpipe“.
Fotos: B. Selugga-Reinschenk, I. Naschold, Bundesgartenschau Koblenz 2011 GmbH
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