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Internationales Fachmagazin für Spiel-, Sport- und Freizeitanlagen

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11.10.2011 - Ausgabe: 5/2011

Wie kommt das Wasser in die Stadt?

Von Dr. Gerald Navara, erlebnis ökologie

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Das vorgegeben Motto des Spielareals lautet: "Wie kommt das Wasser in die Stadt" . So wie alle Projekte, die von BGN Erlebnisökologie geplant wurden, verbindet auch dieser Spielplatz Spiel und Spaß mit Information und Bildung. An Info-Elementen im Park wird wissenswertes über das "nasse Element" vermittelt und soll spielerisch Informationen an seine Benützer weitergeben. Aber nicht Schilder, sondern im Boden eingelassene Schriftplatten informieren darüber, woher und wie das "Wiener Wasser" in die Stadt kommt?

Der Park ist Besuchern aller Altersgruppen gewidmet, vorrangig natürlich Kindern und Jugendlichen. Nach Ansicht der Planer hört das "Kind sein" nie auf und tatsächlich finden sich Vertreter der Generationen 60+ etc. auch ohne Begleitung von Enkelkindern ein.

Die Besonderheit des Spielareals liegt darin, dass es sich auf den 15.000 Quadratmeter großen Behälterdecken des neu errichteten Speichers der Wiener Wasserwerke befindet. Aus statischen Gründen darf die Beschüttung der Behälterdecken die Mächtigkeit von mehr als 100 cm nicht überschreiten. Die einzelnen Bauteile des Wasserspeichers sind bis zu drei Meter in ihren Höhen zueinander abgestuft. Diese "Stufen" waren für die Planer von BGN Erlebnisökologie eine gewisse Herausforderung. Nun überzieht eine leicht gewellte Parklandschaft das Areal. Die Lösung wurde mit der Aufschüttung von über 1900 m3 Schaumglasgranulat für den Unterbau gefunden.

Weg des Wassers

Der Weg des Wassers wird in zwei sehr unterschiedlichen Formen dargestellt, einer natürlichen und einer künstlichen. Am höchsten Punkt, auf dem Dach der Schieberkammer, befindet sich der "Quellberg". Aus Gründen der eingeschränkten Belastbarkeit der Behälterdecke wird dieser "Berg" aus einem stählernen Rankgerüst, ähnlich einer Pergola gebildet. Die Flanken werden von Blauregen (Wisteria spec.) überzogen, geteilt durch zwei Wasserfälle. Sie stürzen über die Ostseite in einen kleinen Teich. Der Teich ist maximal 40 cm tief und kann durchwatet werden. Obwohl das Wasser die Temperatur der Wiener Wasserleitungen von nur 8° C hat, war dieser Spielbereich von Anfang eine intensiv besuchte Station. Der Teich hat einen Abfluss in einen kleinen, natürlich gestalteten Bach, der das Gelände durchzieht. An seinen Ufern und in mehreren kleinen Buchten finden sich Spielflächen zum experimentieren mit dem nassen Element. Der Spielbach lädt zum „Stauen und Staunen“ ein. Nach fast 100 Metern mündet er in den „Unteren Spielteich“, der eine Wasserfläche von 600 m2 hat. Das Ufer wird von einem rund 2.000 m2 großen Sandstrand gebildet.

Im Gegensatz zu der natürlich anmutenden Bachszene steht die Nachbildung eines Aquädukts das ebenfalls aus dem Quellberg gespeist wird. Es zieht als lang gestrecktes Objekt durch das Gelände und erinnert an die Wiener Hochquellleitungen, die auf genau diese Art die Bevölkerung seit über hundert Jahren mit Trinkwasser versorgen. Das Aquädukt ist ebenfalls als "vegetabiles" Objekt ausgeführt, berankt von Wildem Wein (Parthenocissus quinquefolium). Als Nebeneffekt liefern die berankten Bögen Schatten auf einem sehr exponierten Sonnenplatz. Eine Besonderheit stellen als Bauteile des Auqädukts zwei Düker dar. Sie führen das Wasser unter den kreuzenden Fahrwegen hindurch und sind auch Teil des Informationsprogramms zu Transportwegen des Wassers. Hier kann man das Wasser bei der Passage durch die Leitungen belauschen.

Am Ende des Aquädukts gelangt das Wasser in einen "Wasserturm". Hierbei handelt es sich um die Nachbildung des nur zweihundert Meter weiter stehenden historischen "Wasserturms Wienerberg". Er diente der Versorgung hoch gelegener Stadtteile mit Trinkwasser und steht heute unter Denkmalschutz. Der Spielturm kann nicht nur innen erklettert werden, er lädt an der Außenseite mit einer überdimensionalen Brause zur Abkühlung ein. Natürlich hat der Wasserturm auch eine Rutsche, ohne die geht es heute nicht mehr. Der Turm wurde von Moser Holzspielgeräte nach den Entwürfen der Planer angefertigt.
Für die ganz Kleinen wurde eine Sandspielzone eingerichtet, mit den bewährten Wasserspendern von Moser Spielgeräte. Die Wiener haben für Sand mit Wasser ein eigenes Idiom, sie nennen es "Gatsch". Direkt vor den Begleitern können hier Kleinkinder pritscheln, plantschen, kneten usw. Eine eigene „Kinderwaschstraße“ bei der nassen Sandspielzone bietet Fuß- und Komplettduschen zur Reinigung vor dem Heimweg.

Das Spielwasser der gesamten Anlage wird ständig erneuert. Ein Teil wird nach dem Spiel zur Bewässerung genutzt. Dadurch ergeben sich entsprechende Einsparungen bei den Betriebskosten. Großbäume, Kletterpflanzen, Gebüsche und die intensiv genutzten Rasenflächen werden mit versenkbaren Beregnern ausgestattet. Alle offenen Wasserspielflächen sind maximal 40 cm tief und vom TÜV als kindersicher abgenommen.

Die Überwindung von Wasser, ebenfalls ein großes Thema des Spielplatzes, gelingt über verschiedene Brücken – von simplen Trittsteinen, einer schwingenden Hängebrücke, massiven Stegen, sowie zwei Seilfähren. Selbstverständlich entsprechen alle Geräte den Sicherheitsstandards. Die beiden Seilfähren sind eine gemeinsame Entwicklung der Planer mit der Firma Moser Spielgeräte. Ihre Besonderheit liegt darin, dass sie bei Überladung nicht sinken, weil in den Rümpfen Räder montiert sind.

Im ca. 7.000 m2 großen Westteil des Wasserparks bilden sanft gewellte Wiesen als wogendes Grasmeer einen thematischen Gegenpol zur Spaßzone im Osten. Hier wird sich wieder der Trockenrasen einstellen, der die alte Behälterdecke überzogen hat und der Natur einen Stützpunkt im verbauten Gebiet überlassen. Selbstverständlich ist in diesem Bereich auch ein Volleyballplatz für jede Menge action für sportbegeisterte Jugendlichen angelegt, chill out inklusive.

Siebzehn Großbäume wurden in Pflanzkoffern direkt über den Säulen der Behälterdecken gepflanzt. Sie strukturieren das Gelände und dienen als Schattenspender. Auf die Pflanzung von dichten Gebüschgruppen wurde entsprechend dem neuen "Wiener Parkleitbild" verzichtet.

Neben der üblichen Parkmöblierung wurden nach einem Entwurf von BGN Erlebnisökologie Sonnenliegen in Form von Booten aufgestellt um den Charakter des Wasserparks zu unterstreichen. Das gesamte Areal ist durch rollstuhlgerechte Wege erschlossen. Diese Erschließung ermöglicht auch die Befahrbarkeit mit Servicefahrzeugen.

Wer nun behauptet, dass der "Wasserpark Wasserturm" vom ersten Tag an sehr gut angenommen wurde untertreibt ein wenig. Tatsächlich halten sich auf dem Areal an sonnigen Sommertagen bis zu eintausend Besucher gleichzeitig auf, denn wie sich herausstellt kommen die Besucher aus allen Teilen der Stadt. Offenbar hat die Stadt Wien bei ihren Bewohnern einen weiteren Hit gelandet.
 

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