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Playground@Landscape

Internationales Fachmagazin für Spiel-, Sport- und Freizeitanlagen

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08.08.2012 - Ausgabe: 4/2012

Spielraum als naturnahe Erlebniswelt

Viel mehr Ideen als Raum, das war eine der Herausforderungen bei der Neugestaltung des Kindergartens „St. Marien“ in Borken-Weseke (NRW).

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Borken ist die Stadt der Türme und liegt inmitten der Münsterländer Parklandschaft. Im Zuge der Regionale 2016 sollen u.a. historische Klostergärten und Alleen rekonstruiert und ein „Zukunftswald“ entwickelt werden. Was im Großen für zukünftige Generationen der Region entwickelt wurde, spiegelt sich auch im Kleinen wieder: Auf dem hohen Rutschenturm und dem Baumhaus lassen sich die Kinder der Tagesstätte „St. Marien“ den frischen Wind um die Nasen wehen und genießen den weiten Blick über die typisch münsterländische, flache Umgebung. Die Spielelemente, die Kinderland Emsland Spielgeräte aus Geeste speziell für dieses Projekt als Sonderanfertigung entwickelte, wirken wie aus dem Boden gewachsene Holzgebilde. Ihre knorrigen Robinienstämme fügen sich harmonisch in den alten Baumbestand des Spielgeländes ein.

Kindgerechte Dimensionen

„Jedes Kind soll sein Ziel eigenständig erreichen, das heißt, mit seiner eigenen Anstrengung und in seinem Tempo“, formuliert die Leiterin des Kindergarten „St. Marien“ Petra Klein-Menting ihre pädagogischen Vorstellungen und Ansprüche an die neue Spiellandschaft.
Um den Anspruch der „ganzheitlichen Förderung“ der Kinder zu erreichen, bietet das naturnah gestaltete Spielgelände die besten Voraussetzungen. Unter dem alten Baumbestand wurden durch das Planungsbüro Ebbinghaus aus Breckerfeld (NRW) viele Naturmaterialien eingebracht: Felsen zum Klettern und Sitzen, Baumstämme zum Balancieren und als Flächeneinfassungen, eine Naturbaustelle zum Hämmern, Sägen und Bauen.
Die Raumgliederung des Kindergartenaußengeländes fügt fünf Projektbausteine in harmonische Spielabläufe zusammen:
1. Hügelige Spiellandschaft: Hügel und Pflanzen gliedern die Außenfläche in Spielbereiche mit kindgerechter Dimension. Es entstehen Abhänge und Lichtungen, Nischen und Pflanzengänge. Im kindlichen Spiel werden die Hügel zur Gebirgslandschaft, die Pfade zu Autorennbahnen. Die Hügellandschaft besitzt folgende Elemente: Rutschenturm, Felstreppe, Kriechröhre, Hängegurtbrücke, Baumhaus, Sprossenleiter, Schaukelgarten u.a. mit einer Netzschaukel, die Kindern mit Handikap das Vergnügen am Schaukeln ermöglichen, und einen Balancierparcours mit verschiedenen Schwierigkeitsstufen.
2. Rollen- und Ruhebereiche: Der Kindergarten „St. Marien“ betreut 90 Kinder im Alter von 2 bis 6 Jahren mit entwicklungsbedingt unterschiedlichen Spielverhalten und Ruhebedarf. Die Planung schafft Räume, die Spiele in Kleingruppen zu ermöglichen. Die traditionellen Rollenspiele, bei denen Kinder die Rollen von Erwachsenen oder Abenteuerfiguren nachspielen, sind eine wichtige Grundlage für soziale Verhaltensweisen. Räume bieten die Spielhütten, die als „Dorf“ zusammengeführt wurden, das Weiden-Iglu und Sitznischen jeder Art.
3. Naturerfahrung und Experimentieren: Eine „Baustelle“, die mit Sträuchern bepflanzt ist, ermöglicht das kreative Arbeiten mit freien Naturmaterialien, wie Ästen, Holzbrettern und Steinen.
Auch das Gärtnern fehlt nicht: In kindgerechten Hochbeeten wachsen Lavendel und Salbei, Erdbeeren und Kohlrabi. Berühren, Riechen und Ernten fördern bei den Kindern ökologisches Denken und Handeln.
4. Sand und Wasser: Ein Fels-Becken dient als Wasser-Baustelle. Hier darf mit Wasser, Sand und Steinen gematscht und experimentiert werden.
5. Freie Bereiche als Multifunktionsfläche: Rasenflächen dienen für Ballspiele und verfügen über ein großes Bodentrampolin zum gemeinsamen Hüpfen. Rundwege als Fahrbahn durchziehen die Spiellandschaft. So können mit dem Roller oder anderen Fahrzeugen Ziele, wie die Schaukel oder Baustelle angesteuert werden. Terrassen mit Schattenmarkisen dienen zum Ausruhen und der Kommunikation.

Spielgeräte in organischer Wuchsform

Vom Baumhaus bis zum Balancierparcours und Rutschenturm – die meisten Spielelemente sind Sonderanfertigungen der Firma Kinderland Emsland Spielgeräte, die von der Firma Schulz Gartenbau in die Geländemodellierung des Außenbereichs eingepasst wurden. Die Besonderheit ist, dass der natürliche Wuchs des Robinienholzes hervorgehoben und nicht weggeschliffen wurde. Die knorrigen Stämme fühlen sich samtig-holzig an. Die Spielelemente besitzen organische Formen und schrägwinkelige Guckfenster. Allein durch diese Optik wird die Spielanlage für Groß und Klein zur Fantasie- und Abenteuerlandschaft – knorrig, individuell, ohne Schnick-Schnack. Auf einen Farbanstrich wurde bewusst verzichtet.
Die einzelnen Spielelemente greifen ineinander und harmonieren auf diese Weise die Spielabläufe innerhalb der Außenanlage. Die Spielgeräte von Kinderland Emsland Spielgeräte übernehmen Funktionen in der Landschaft: als Rutsche einen Hang hinunter, als Brücke über ein Tal zum Hügel oder vom Baumhaus wiederum zurück zum Rutschenturm - Spielraum als Erlebniswelt zum Hangeln, Schwingen, Klettern, um die eigenen Fähigkeiten zu testen und Schritt für Schritt zu erweitern.


Friedhelm Ebbinghaus
Fotos: Ebbinghaus und Kinderland Emsland Spielgeräte

Entwurf: Garten- und Landschaftsarchitekt Friedhelm Ebbinghaus, Breckerfeld
Auftraggeber: Kath. Kirchengemeinde St. Ludgerus, Borken-Weseke
Landschaftsarbeiten: Dirk Schulz Gartenbau, Borken
Technische Ausarbeitung + Realisierung: Kinderland Emsland Spielgeräte, Geeste

 

 

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