Stadt fair teilen - was kann Planung beitragen?
Unsere Städte sind über Jahrhunderte gewachsen, darin spiegelt sich auch die Geschichte der städtischen Gesellschaft, wer hatte das Sagen, für wen waren welche Berufe zugänglich. Stadt ist ein...
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Bernhard Hanel, einer der beiden Geschäftsführer von KuKuk, führte die Jugendlichen kurz in das Vorhaben ein und unterstützte zusammen mit Benjamin Rentschler, Landschaftsarchitekt im Praktikum bei KuKuk, die Jugendlichen, die eineinhalb Stunden hochkonzentriert bei der Sache waren und ihre Ideen in dreidimensionale Modelle umsetzten.
Zurück im Büro werteten Bernhard Hanel und Benjamin Rentschler die Vorschläge der Jugendlichen aus und bauten das Ausführungsmodell, das beim nächsten Treffen mit den Hepsisauer Jugendlichen und deren Lehrern und Betreuern in gemütlicher Runde im Büro von KuKuk vorgestellt und dessen Umsetzung einstimmig beschlossen wurde. Die Aufsicht auf das Modell zeigt das Gelände, dessen Elemente aus Holz und Beton in Form einer Acht gestaltet wurden und sowohl motorischen Aufforderungscharakter haben als auch zum Chillen einladen. Die Kletterstruktur links besteht aus Eichenkanthölzern, die zwischen massiven Wänden aus Eichenbohlen geschichtet wurden. Auf den Eichenkanthölzern sowie den zum Teil zwischen den Wänden gespannten Seilen können die Jugendlichen klettern und balancieren oder einfach nur sitzen und abhängen. Die Wandelemente sind mit Durchblicken versehen und ermöglichen den Erwachsenen, die Jugendlichen zu beaufsichtigen, andere sind massiv und bieten den Jugendlichen Sichtschutz. Ein kleiner ‚Aufenthaltsraum‘ für sich entstand zwischen Wänden und einem der beiden Betonsitzelementen, der mit einem Sonnensegel überdacht ist.
Zwei Spannungsbögen entstehen, die sich sowohl in der Raumanordnung als auch in den Materialien zeigen: Es gibt Kommunikationsräume, in denen sich die Jugendlichen darstellen, inszenieren und sich mit anderen austauschen können, es gibt aber auch Räume, an denen sie ungestört sind. Es entstanden Bereiche, wo die Pubertierenden unbeobachtet vor den Erwachsenen sind, aber auch solche, die von den Erwachsenen eingesehen werden können. Schließlich laden bestimmte Areale zu Bewegung ein, andere wiederum zum Ausruhen. Diese Polarität spiegelt sich auch in den Materialien Holz und Beton wider, deren typische Eigenschaften auf diesem Außengelände umgekehrt wurden. Der Beton – hier in den beiden Betonsitzelementen weich organisch fließend – steht im Kontrast zu der sonstigen Verwendung von Beton als solidem und hartem Baumaterial. Die Kanthölzer aus Eiche – hier klar architektonisch raumbezogen und archaisch anmutend – stehen im Gegensatz zu den von KuKuk meistens naturbelassenen Rundhölzern. Die farbliche Gestaltung der Anlage ist auf ein Minimum reduziert: Im kleinen ‚Aufenthaltsraum‘ „besprayten“ die Jugendlichen unter Anleitung der KuKuks eine Wand und ein Betonelement mit Graffiti in der Weise, dass die Elemente von der Wand auf das Betonelement hinüber zu fließen scheinen.
Projektwoche mit Jugendlichen, Erziehern, KuKuks und Azubis
Nachdem das Gelände von einer Galabaufirma vorbereitet wurde, fand die Projektwoche Anfang Mai statt. 5 KuKuks, 19 Schülerinnen und Schüler, 2 Fachlehrer, 5 Auszubildende der Firma Festool und die beiden Bildhauer Clemens Hunger und Daniel Wiener gestalteten innerhalb von fünf Tagen gemeinsam das ehemalige Spielgelände der Einrichtung zu einem ganz besonderen Treffpunkt für die Jugendlichen um. Die Jugendlichen des Michaelshofs durften an ihrem Objekt mit bauen, erhielten Einblick in das spätere Berufsleben, erlebten den Berufsalltag und konnten in unterschiedliche Berufsbilder hineinschnuppern, sie erfuhren aber auch, dass sie durch ihr persönliches Handeln und ihre Zusammenarbeit mit anderen in ihrem Leben etwas bewegen können. Unterstützt wurden die KuKuks und die Jugendlichen aus Hepsisau von Auszubildenden der Firma Festool, die auf Elektro- und Druckluftwerkzeuge spezialisiert ist. Die Firma aus Neidlingen legt bei der Ausbildung Wert darauf, dass die Azubis nicht nur Einblick in verschiedene Geschäftsbereiche erhalten, sondern sich auch sozial engagieren. In Hepsisau konnten sie ihre theoretischen Kenntnisse anwenden, erhielten aber auch Einblick in eine Jugendhilfeeinrichtung und erweiterten durch die Arbeit in Kleingruppen, die nur gelingen kann, wenn verlässliche Absprachen vereinbart werden und jedes Gruppenmitglied ernst genommen wird, ihre soziale Kompetenz.
Resumé
Die Jugendlichen sind stolz auf ‚ihr‘ Außengelände. Insofern kann das Beteiligungsprojekt als erfolgreich gewertet werden, was nicht verwunderlich ist, denn die Pädagogik des Michaelhofs verfolgt einen vergleichbaren Ansatz, der die Heranwachsenden als Persönlichkeiten ernst nimmt. Ein Schwerpunkt der Einrichtung ist die Erlebnispädagogik, die fest im Alltag verankert ist und die darauf abzielt, Situationen bereit zu stellen, in denen es Kindern und Jugendlichen ermöglicht wird, ihre eigenen Fähigkeiten und Stärken zu entdecken, gleichzeitig ihre Grenzen zu erfahren und Handlungsmuster zu erlernen, die auf den Alltag übertragbar sind. Die Heranwachsenden werden dadurch selbstständig und entwickeln ein gesundes Selbstwertgefühl.
TM / Beatrix Sauter (KuKuk)
Fotos: KuKuk