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Internationales Fachmagazin für Spiel-, Sport- und Freizeitanlagen

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08.08.2012 - Ausgabe: 4/2012

„Was für ein Park!“

Von Dipl.-Ing. (FH) Andreas Siebeck, Landschaftsarchitekt AKNW

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Die ca. vier Hektar große verwilderte Fläche, die vor der Umgestaltung lediglich als Parkplatz und Hundewiese diente, ist ein wichtiges Entwicklungspotenzial innerhalb des verdichteten Stadtteils. Die Bereitstellung eines qualifizierten Freiraumes mit zentraler Bedeutung ist eine wichtige Strategie zum Ausgleich für fehlende Spiel-, Erlebnis- und Aufenthaltsräume.

Die vorhandene hochwertige Beteiligungskultur in Velbert - insbesondere auch die Einbeziehung von Kindern und Jugendlichen - war eine gute Grundvoraussetzung für die Mitwirkung der Anwohner an dem Parkprojekt. Diese nahmen breit gestreut durch alle Generationen und Kulturen intensiv an den unterschiedlichen Planungswerkstätten teil. Die hohe Qualität des Endergebnisses und die gelungene Integration der Beteiligungsergebnisse zeigen deutlich, dass allein die Durchführung der Beteiligung und Planung aus einer Hand zielführend ist.

Die Entwicklung eines neuen Freiraumtyps für Erholung und freizeitorientierte Aktivitäten für alle Generationen war das hoch gesteckte Entwicklungsziel. Großzügig angelegte, landschaftlich angepasste Freiräume integrieren unterschiedliche Aktivitäts- und Erholungsfunktionen. Die störungsfreie Zuordnung und die klare Ablesbarkeit der verschiedenen Funktionen waren die gestalterische Leitidee.

Ein Park für alle

Der Park ist durch die Hauptwege in unterschiedliche Bereiche gegliedert, die wiederum durch künstlich angelegte Geländekanten weiter untergliedert sind. Die Geländekanten sind durch geschickte Ausnutzung des vorhandenen natürlichen Gefälles entstanden. Die Wege und Geländekanten sind architektonisch streng linear und parallel zu den Hauptkanten des Geländes angeordnet. Aufgelockert wird diese architektonische Strenge durch die geschwungene Ausführung jeweils einer Wegekante und den organischen Formen der integrierten Spielbereiche.
Durch die eindeutige und klare Gliederung können unterschiedliche Bereiche für ruhige und für aktive Beschäftigung direkt aneinandergrenzen, ohne dass die unterschiedlichen Nutzergruppen sich gegenseitig stören. So grenzen unterschiedliche Schaukel- und Kletterangebote an eine großflächig von Gestaltung freigehaltene Wiese für selbstbestimmte Aneignungsaktivitäten. Mit Ausnahme einiger weniger, meist funktional bedingter Bereiche ist jeder Bereich des Freizeitparks von jedem anderen aus gut zu beobachten. Damit gibt der Park genügend Möglichkeit für Sehen und Gesehen werden, für Zuschauer und für Schauspieler. Dies ist ein weiterer Punkt im Konzept des Parks für Alle.

Die Hauptfunktion eines Freizeitparks ist die Bereitstellung von Freizeitangeboten, Angebote für Erholung und Ausruhen, vor allem aber für Sport und Spiel. Und davon hat der Park eine Menge zu bieten. So gibt es Spielbereiche für alle Ansprüche und für die unterschiedlichsten Aktivitäten. Die Spielangebote lassen kaum einen Wunsch offen: unterschiedliche Formen von Klettern und Schaukeln, Rutschen, Balancieren, Drehen, Springen, das Spiel mit Wasser und Sand. Alles kann miteinander oder aber auch alleine benutzt werden. Highlight bei den Spielangeboten ist die große Kletterinstallation, die sogar quer über den Hauptweg führt. Auch in dieser Kletterinstallation sind unterschiedliche Ansprüche und Aktivitäten miteinander kombiniert. Wie viele andere Spielgeräte ist auch die Kletterinstallation ein Objekt, das individuell für diesen Freizeitpark konzipiert und gebaut wurde. Andere Spielgeräte sind einfach „von der Stange“. Aber auch bei diesen wurde wie bei den Individualanfertigungen auf einen hohen Spielwert, auf die Integration in das Gesamtkonzept und die Erfüllung der Beteiligungsergebnisse geachtet.
Ein weiteres Highlight ist die multifunktionale Kunststofffläche, die neben Fußballspielen natürlich auch viele andere Bewegungsaktivitäten ermöglicht. Eine in eine künstlich geschaffene Geländekante integrierte Tribüne ermöglicht wieder neben dem Beobachten und Beobachtet werden auch einfaches „Sich Ausruhen“. Für die Basketballer, die Volleyballer, die Tischtennisspieler und sogar die Boulespieler gibt es extra Flächen, die natürlich auch für andere Aktivitäten genutzt werden können. Die große Kunststofffläche ist so gestaltet, dass sie wie bei der Eröffnungsfeier auch als Veranstaltungsfläche dienen kann. Sie ist mit schweren Fahrzeugen erreichbar und befahrbar, entsprechende Versorgungsleitungen sind vorhanden.

Neben den aktiven Angeboten gibt es auch ausreichend ruhige Möglichkeiten. Dazu zählen neben den großen terrassierten Rasenflächen, die mit ihren Sitzgruppen zum Picknick einladen, das Schachfeld, die Tische mit integrierten Spielfeldern sowie die Hängemattenkombination. Bei den Sitzmöglichkeiten gibt es neben den klassischen Bänken mit Rückenlehne auch solche ohne Lehne, sodass der Nutzer selbst bestimmen kann, wohin er seinen Blick wenden will. Individuell angefertigte, an das Design der Bänke angepasste Podeste können unterschiedlich genutzt werden. Neben Sitzen und Liegen ist auch die Nutzung als Tisch für Picknick möglich. Hierzu eignen sich auch die klassischen Tisch-Bank-Kombinationen, die an verschiedenen Stellen aufgebaut sind.
Eine dieser Tisch-Bank-Kombination ist bewusst rollstuhlgeeignet gebaut worden. Teile der Bänke fehlen, sodass der Tisch unterfahrbar ist, die Kombination selber steht auf einer befestigten Fläche. Ebenso wurde bei vielen anderen Angeboten darauf geachtet, dass sie möglichst barrierearm sind. Es gibt ein Rollstuhlfahrerkarussell und weitere Spielgeräte, die für Menschen mit Einschränkungen gut nutzbar und erreichbar sind. Bei allen befestigten Flächen gibt es die Möglichkeit, sie auch ohne Stufen zu erreichen. Dies gilt ebenso für die extra umgebaute und öffentlich zugänglich gemachte barrierefreie Toilette im Gebäude des im Freizeitpark liegenden Jugendheims, das oft und gerne die Möglichkeiten des Parks nutzt.

In unmittelbarer Nähe zum Freizeitpark entsteht eine moderne Skateanlage. Zwischen Freizeitpark und Skateanlage verläuft ein Radweg auf einer ehemaligen Bahntrasse, über die der Park über ein weites Radwegesystem auch bequem regional erreichbar ist.

Fazit

Die Finanzierung des Projekts erfolgte weitgehend über Fördermittel der Europäischen Gemeinschaft, der Bundesrepublik Deutschland sowie des Landes Nordrhein-Westfalen. Beteiligung, Planung und Bauleitung lagen in den Händen des Planungsbüros Stadt-Kinder, Dortmund und des Landschaftsarchitekturbüros Schelhorn, Frankfurt. Die intensive Nutzung und die hohe Akzeptanz bei den Nutzern zeugen von der gelungenen Umsetzung des ambitionierten Projekts.
Ähnliches positiv lautet das Fazit der Kommune:
30 Jahre nach Eröffnung der ersten Grünanlage an der Höferstraße in Velbert-Mitte stellten die Zeichen der Zeit und das geänderte Anforderungsprofil der heutigen Nutzergruppen einen Handlungsbedarf für die Erneuerung der Fläche dar. Dank der Bereitstellung von Bundes- und Landesmitteln aus dem Stadterneuerungsprogramm „Stadtumbau West“ eröffnete sich in 2007 die Chance, die komplette Neugestaltung der Fläche in Angriff zu nehmen. Die unter Beteiligung der Bürger geplante und mit einem großen Bürgerfest im Mai 2011 eröffnete Fläche wird vom ersten Tag intensiv von allen Alters- und Nutzergruppen genutzt und stellt mittlerweile den zentralen Treffpunkt im öffentlichen Raum des Stadtviertels dar.

 

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